Kind of Magic – Besen, Besen, sei’s gewesen

Nicht Rudiments und auch nicht Unabhängigkeit ist das erste Riesenproblem, mit dem sich ein Schlagzeuger konfrontiert sieht. Das erste Riesenproblem heißt: „DER LÄRM!“ Zum Glück gibt so etwas wie eine Lösung, die ich vergangene Woche schon beschrieben habe: 

Ich habe es mir einfach gemacht und mich an Goethes Zauberlehrling gehalten, respektive an dessen Chef: „Besen, Besen, sei’s gewesen!“, befahl dieser, um dem Unheil Einhalt zu gebieten und seinem Adepten die Grenzen eigenmächtigen Wirkens aufzuzeigen (respektive den Umfang seiner Inkompetenz).

Der Chef vom Zaubelehrling hatte also recht: „Besen, Besen, sei’s gewesen!“ Die borstigen Dinger machen das Spiel leiser. Natürlich folgte dem ersten Erfolg der gelinde Zweifel, ob es nicht noch leiser ginge und welche Besen wohl besonders schön zu spielen wären. Das trieb mich auf die Straße und von dieser in den Laden. Und dort wurde die scheinbar einfache Lösung zu einem Riesenproblem…

In den Dezennien meiner Trommel-Abstinenz haben sich nicht bloß die Stöcke durch Unmengen an Signature-Modellen und Spezial-, Sonder- und Wunderformen vertausendfacht. Auch bei Besen trieb die Vermehrungslust ihr Unwesen – es gibt sie heute regalmeterweise!

Draht und Nylon, gedreht, gedrillt, gewickelt, mit und ohne Dreadlocks, mit roten, blauen, weißen Borsten, mit Holzgiff, mit Plastikgriff, geölt oder gummiert oder lackiert oder eloxiert, dann allerdings Metall als Griff. Es gibt fixierte, arretierte und ein-aus-schiebbare, solche mit lange und sogar welche mit klitzekurzen miniwinzigen Plastikstäben, die Borsten zu sein vorgeben. Dazu natürlich gleichfalls einen Haufen Signature-Modelle – es ist einfach unglaublich. Und noch immer nicht alles:

Zu den Besen gehören jetzt auch die Hotrods, die auf den Markt kamen, als ich die Besen abgab. Und diese Hotrods, die aussehen wie mit Tesa umwickelten Schaschlick-Stäbe, gibt es inzwischen von diversen Herstellern. Und: Die Schaschlick-Stäbe gibt es auch aus Kunststoff, es gibt sie mit mittig fixiert und mit verschiebbarem Gummi, mit mehr oder weniger Stäbchen, mit Gummikern zwischen den klitzekurzen Buchen-, Bambus oder Carbon-Latten. Es gibt die Rods sogar in verschiedenen Dicken, ihre Farbauswahl ist üppig und meine Verwirrung eifert ihr nach.

Denn wem das immer noch nicht reicht, für den haben die professionellen Portemonnaie-Plünderer die Back-to-Nature Serien erdacht, die mit Steppengras, Hanfgedöns oder anderem Faserzeugs in Gestalt modifizierter Miniatur-Strohbesen dabei helfen, Bluenotes und anderes Ungemach von den Schlagfellen zu wischen. Fehlt noch was? Allerdings:

Es gibt keine Bassdrum-Besen! Auf diese famose Idee ist offenbar noch niemand gekommen. Dabei könnte man auch hier in mannigfacher Weise für neue Klänge und steigende Umsätze sorgen:

  • Drahtbesen für‘s Feathering
  • Bass-Rods für Hardrockballaden 
  • dicke Grasbüschel für die esoterische Begleitung meditativer Spacedrum-Klänge

Nach zwei Stunden unter dem Sauerstoffzelt war ich schließlich in der Lage, klar zu sehen: Die Borsten nicht zu labberig, damit etwas Rebound da ist. Der Griff nicht zu dünn, damit die plumpen Männerhände etwas zum Wahr-Nehmen haben. Und nicht zu kurz, damit die Toms erreicht werden, ohne dass der Bauch über die Snare schleift.

Nun könnte man meinen, dank der immensen Auswahl sei es nicht zu schwer, ein Modell zu finden, dass diese Anforderungen erfüllt. Aber die Wirklichkeit zeigt anderes – einen solchen Besen gibt es nicht. Und die Begründung ist ebenso simpel wie einleuchtend:

Besen sind was gaaaanz traditionelles!

 

PS: A Kind of Magic ist der Titelsong des gleichnamigen Albums der Gruppe Queen, das diese 1986 veröffentlichte (und von dem viele Songs in veränderter Form den Film Highlander untermalen!).

 



Abbildungen: Flamadiddle



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