Review: Graham Costello – Second Lives
Das Tier von den Muppets hat es allen vor Augen geführt: Trommler sind wilde animalische Klangverbreiter. Und Musik machen die anderen. Dieses Vorurteil klebt an Drummern mit einer Selbstverständlichkeit, dass man heulen könnte. Graham Costello macht stattdessen, was der bessere Gegenbeweis ist: Musik. Und zwar auf seinem neuen Album Second Lives.
Das Album öffnet mit einem Stock namens အစ. Das ist Birmanisch und bedeutet Anfang. Logisch, könnte man sagen, aber charmant ist es dazu, denn es beschränkt sich auf sanfte Piano-Akkorde. Und außerdem ist es biografisch, denn der schottische Schlagzeuger ist (auch) burmesisch-indianischer Abstammung.
Da verwundert es nicht, dass Costello das Themenfeld „Herkunft“ besonders interessiert. „Second Lives“ sieht er „als ein immens persönliches Album, das viele Themen erforscht. Eines davon ist der Prozess des Erwachsenwerdens des menschlichen Wesens. Innerhalb des Albums steht „Eudaimonia“ für das Visualisieren und Streben nach innerer Ruhe und allgemeinem Glück. Auch für die Akzeptanz, dass dieser Weg lang sein wird“, so der Künstler über das Album und die Single „Eudaimonia“.
Eingespielt hat Costello das Album mit seiner Band Strata. Die Combo besteht aus Pianist Fergus McCreadie, Gitarrist Joe Williamson (Young Scottish Jazz Musician Of The Year, 2018), Posaunist Liam Shortall (Bandleader des Jazz-Kollektivs corto.alto), Saxofonist Harry Weir (der mit seinem Jazz-Outfit AKU! selbstdefinierten ‚doomjazz‘ etablierte) und dem angesehen Bassisten Mark Hendry.
Gelungen ist ihnen ein häufig ruhig und entspannt fließendes Album, das hohe musikalischen Kunst verrät – weit entfernt von animalischen Klangentäußerungen.
Album-Daten
- Interpret: Graham Costello
- Titel: Second Lives
- Genre: Jazz
- Label: Gearbox Records
- Erschienen: 07.05.2021
- Spielzeit: 46:49 min
- Format: Flac 96/24
- Preis: 15,00 Euro
- erhältlich bei HighResAudio
Abbildungen: Gearbox Records