Syncronicity – Hands on, Teil 3
Nach und nach schwingt sich das Stöckchen-Wedeln auf einen famosen Gleichtakt ein. Nichts mehr mit hilf- wie hoffnungslosem Holzgerumpel auf wehrloser Gummimatte. Einzel- und selbst Doppelschlag humpeln länger schon nicht mehr herzzerreißend unausgewogen, und sogar in weit kürzerer Zeit, als ich erwartet habe. Das reizt zu neuen Herausforderungen, und eine davon heißt: synchrones Spiel.
Gemeint ist damit – wir bleiben mal beim Practice-Pad – die Sticks gleichzeitig auf das Gummi auftreffen zu lassen, und das mit identischer Lautstärke. Ist ja im Grund ganz einfach: Ausholen, Muskelspannung, gleichzeitig loslegen und – Zack! – ein Flam…
Ein Flam? So war das nicht geplant. Und so sah das auch gar nicht aus! (Was ganz nebenbei beweist, dass sich die Ohren evolutionär vor den Augen entwickelt haben, denn sie sind schneller!) Also noch ein Versuch: Ausholen, Muskelspannung, gleichzeitig los und – Zack! – noch ein Flam…
Ne.
Echt nich!
So geht das nicht, Herrschaften!!!
Nur: Was soll ich machen? Mein Bewegungsapparat ganz hat offenbar eine leicht abweichende Auffassung von Synchronität. Also folgen wir der historisch bewährten Devise: Wenn‘s nicht klappt, mach‘s langsamer. Und wenn das nicht klappt, mach‘s noch langsamer. Und wenn das nicht klappt, noch mal viel viel langsamer. Was im Zweifel so langsam wird, dass man zwischen den einzelnen Versuchen einen Kaffee kochen, die Zeitung holen und den Hund Gassi führen kann. Da ich keinen Hund habe, fällt diese Option aus und ich muss die Pausen kürzer halten.
Lieber nehme ich die beiden Sticks in die beiden Hände, hebe diese gleichzeitig hoch, konzentriere mich und beschleunige sie mit Hilfe der Gravitation etwas gemächlicher Richtung Pad. Das fühlt sich schon besser an, geschmeidiger, gleichmäßiger, glatt. Und das Ergebnis klingt auch fantastisch: ein großartiger Flam…
Leider war ein Flam noch immer nicht das Ziel. Das ist doch DOOOF! Gibt es denn keine Lösung, so auf die Schnelle? Offenbar nicht. Also einfach ignorieren, dass das nicht so klappt wie geträumt und einfach weiter machen:
Hoch. Runter. Flam!
Hoch, runter, Flam!
HochRunterFlam!
Hochrunterflam!
Hochrunterflamhochrunterflamhochrunterflam…!
Verd…
…eutlicht mir dieser Umstand eventuell, dass die Konzentration nicht ganz auf dem geforderten Niveau tätig ist? Oder dass es der Herr an Gleichmäßigkeit missen lässt, wodurch eine gezielte Kontrolle der Ausführung verhindert wird? Ein Schelm, wer sich hier „oooch…“ denkt.
Tatsächlich ist es immer die selbe Falle, die man(n) sich selber stellt: Die Annahme, etwas ließe sich bereits korrekt ausführen, weil man(n) es sich im Geiste korrekt vorstellen kann. Und wenn nicht jetzt gleich, dann zwei Minuten später. Allerspätestens.
Leider ist der Muskelapparat weitaus träger als das auch nicht immer sehr geschmeidige Hirn. Doch sogar ein klebrig vor sich hintrödelndes Hirn ist blitzgeschwinder als ein flinker Muskel. Was für die Träumer blöd, für die Übenden gut ist. Denn:
Selbst ein trantütiges Hirn findet recht fix heraus, was mit den klangmatschenden Muskeln los ist und wie Triceps brachii, Extensor carpi radialis und Konsorten zum Gleichschlag zu bewegen sind. Was in der Konsequenz jedoch wieder bloß die banale Erkenntnis zu Tage fördert:
Erfolg ist das produktive Zusammenwirken von Geduld, Ausdauer und Aufmerksamkeit. Also machen wir weiter: Ausholen, Muskelspannung gleichzeitig und – Zack! – ein Flam’chen.
Siehste! Geht doch schon besser. Und folgt evolutionär einem Warm-up von Gavin Harrison, dem Drummer von The Pinapple Thief, Porcupine Tree und Steven Wilson. Der nämlich spielt vor Auftritten neben Wirbeln auch synchrone Schläge – und weil die nicht sofort synchron laufen, beginnt er mit Flams, die er immer enger zusammen zieht bis seine Hände synchron spielen. Dann sei er geeicht und „ready to play“, sagt er in einem jüngste veröffentlichten Video.
Ob darin eine geheime Logik steckt? Ist der Flam der wahre Bruder der Synchronizität?
PS: Syncronicity ist der Titel des 1983 erschienen fünften und letzten Studio-Albums der Gruppe The Police und zugleich der Name von zwei der Songs auf diesem Album (die dort mit römischen Ziffern differenziert sind).
Abbildungen: Flamadiddle