Mit zwei Drummern: MFMB – Sugar

Langersehnt! Endlich da! Blalala und trallala – die PR-Abteilungen sind nicht immer von Phantasie gesegnet, wenn es darum geht, etwas Neues zu präsentieren. Vor allem bei Musik scheint die Kramkiste verbalen Entzückens ziemlich klein dimensioniert, beschaut man sich die immer gleichen Phrasen. Aber egal: Wer zwei Drummer in ein Sextett steckt, den höre ich mir gerne an. 

MFMB sind eine schwedische Band, die ihr zweites – und dann für lange Zeit letztes – Album vor neun Jahren auf den Markt brachten, damals noch als MF/MB/. Nun sind sie „mit einem neuen Album zurück!“ (richtig geraten, diese Formulierung habe ich einschließlich Ausrufezeichen aus der Pressemitteilung entliehen 😉 (Und die hier auch noch:)

„Sugar“ greift mit schierer Kraft und Finesse die dunkle und treibende Alt-Rock-Ästhetik auf, mit der MFMB auch in Deutschland zahlreiche Konzerte spielten. Diese dürften aufgrund ihrer explosiven Energie, den zwei Live-Drummern und zwei rauen Lead-SängerInnen einigen Fans in bester Erinnerung geblieben sein.

Es wäre betrüblich, wenn die rauen SängerInnen, die sich aus einer Sängerin und einem Sänger „in der Transition zu einer non-binären Identität“ (richtig, die PR-Pappe wieder) und mit Nagellack auf den Fingern (das nun findet sich auf Youtube) zusammensetzen, und ihre Drummer nebst Bassist und Gitarrist nur einigen Fans in bester Erinnerung geblieben sind, sofern mit Fans jene Leute gemeint sind, die sich auch in größter Not nach dem Labsal der Musik einer bestimmten Truppe sehnen und dafür sogar den rechten Arm herzugeben bereit sind – zumindest beim Tätowierer.

Genung gelästert, denn das lenkt nur ab von dem, was wirklich wichtig ist. Sugar ist nämlich allemal ein Ohr wert:

Was an dem Album unmittelbar auffällt, ist die besondere Ästhetik. Profi-Garagenrock? Krautrock mit schwedischem Hering? Es ist tatsächlich schwer zu fassen, was die sechs Musiker da in ihrem basisdemokratischen Komponier-Prinzip auf die Noten gestellt haben. Rau ist es. Kraftvoll. Ruppig. Krächzend. Rumpelnd. Energetisch. Struppig. Und straight, natürlich. Rockgeradestraight.

Und wer zum Kopfhörer greift, wird allerhand feine Details entdecken, die entgegen dem oberflächlich rauen Auftreten zeigen, dass die Musiker sehr intensiv an ihrem Album gefeilt haben. Dass dabei auch hier und da kleine Borsten aus dem Klangbild stehen, mag daran liegen, dass auch  Kompromiss eine wichtige Orientierung in der Klangfindung war. 

Geschenkt. Sugar ist Zucker, wenn es rau-bostig sein darf. Und seien wir doch mal ehrlich: Ab und zu muss es das sein. Und bitte recht LAUT!

Album-Daten

  • Interpret: MFMB
  • Titel: Sugar
  • Genre: Rock
  • Label: Adrian Recordings
  • Erschienen: 25.03.2022
  • Format: AIFF 44,1/16
  • Spielzeit: 38:07 min



Abbildungen: Adrian Recordings



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