Many to Many – So viele Sets an Bord

Nach wie vor fremdle ich ein bisschen mit den E-Drums, da können sie noch so aussehen wie ein akustisches Set. Sie sind keins, und daran erinnern sie mich jeden Tag, und wenn nicht sie, dann die schwarzen Gummibecken, die außerdem gehörig Weichmacher in den Raum entlüften, dankeschön.
Das ändert aber nichts daran, dass Gertrud (oder wie ich das Set nennen mag – nur mag ich noch nicht) in den kommenden Jahren meine erste Anlaufstelle für trommeltechnische Fortschritte ist und sein wird. Also lebe ich mit dem, was da ist, und beschäftige mich mit Ergründen, und zwar der Möglichkeiten, die so ein digitales Schlagwerkgezeugs so bietet.

Vermutlich geht es mir dabei wie den ersten Pianisten, die vor einen Synthesizer gesetzt wurden: Sieht irgendwie aus wie, ist aber nicht. Und die dann halb fremdelnd, halb von Neugier getrieben auf Tasten drückten, an Reglern drehten und am Ende doch ganz angenehm überrascht waren von dem, was die Elektronik bei allen analogen Verlusten an Zugewinn bescheren kann.

Gertrud transzendiert mich somit in den Status des handgreiflichen Klangforschers. Und ich bin bereit – in gewissem Rahmen – den Tropenhelm aufs Haupt zu stülpen und rädchendrehend und tastentippend durch den Dschungel des Mini-Displays zu stolpern. (Ich würde zwar gerne „schreiten“ schreiben, aber derart erhobenen Hauptes vermag ich durchaus nicht den Alltag zu beschönigen.)

Zu dem Klangmodul gibt es beim drum-tec Pro noch eine 4GB SD-Karte, auf der ein paar MB WAV-Dateien warten. Es sind Samples von verschiedenen Schlagzeugen und Snaredrums, die von der Karte in den Speicher des Roland TD-17 geladen werden können. Was es da gibt?

  • Yamaha Recording
  • Pearl 
  • Tama Starclassic
  • Premiere
  • Sakae Pac D
  • Sonor Phonic Set
  • Sonor Djungle Set
  • Slingerland
  • Ludwig
  • Gretsch
  • Drum Workshop DW

An Snaredrums offeriert der Plastikchip auch noch ein bisschen. Das ist allerdings nicht ganz so trivial zu bergen, indem es im TD-17 einem freien Slot zugewiesen wird. Wie genau das funktioniert, erläuterte mir eine E-Mail, die ich verbusselt habe. Das wäre mit einem Normalen Schlagzeug nicht passiert – eine Snare ich zu groß, um sie in einem Postfach zu verlieren. Und für alle übrigen Eventualitäten deckte meine alte Musikinstrumente-Versicherung sogar Vergessen ab. Aber das führt gerade weg vom Thema. Denn:

Ich muss zugeben, es hat schon etwas charmantes, je nach Klanglage das Set wechseln zu können, ohne aufstehen zu müssen. Einem verspielt-knackigen Djungle-Sound ein warm-fettes Pearl hinterher zu schicken. Dem sanft-kontrollierten Yamaha ein exposives Tama entgegen zu setzen. Und wen es ins Museum lockt, der spielt zum Spaß das Slingerland.

Lustig ist, dass je nach Set auch die Becken und bei den Becken auch die Spielflächen mit verschiedenen Sounds unterlegt sind. Wo gerade noch ein Crash crashte, faucht plötzlich ein China, die Ridefläche wird zum Swish-Knocker, aber der Rand crasht in 15 Zoll B80-Bronze.

Und was hört, wer gegen die Böckchen des Standoms klopft? Tock?

Mitnichten! „Bouuuuum“ lautete die piezo-indizierte Mitteilung. Eine Kesselpauke rabautzt in die Ohren! Und zwar eine große. Die kleine hält das mittlere Tom parat. Und das Kleine? Eine Cowbell. Ist ja logisch.
Das alles gilt natürlich nur, wenn man das Ludwig-Set auswählt. Andere Sets liefern andere Sounds, wobei der Böckchen-Bounce wohl ein alternativer Startpunkt für die Rim-Sounds ist, die den Sets beigelegt sind. Und ich vermute, eigentlich sind sie gar nicht zum Mitspielen gedacht. Macht nix.

Denn was diese Entdeckung für die Zukunft heißt, ist folgendes: Block und Stift rausholen, eine Tabelle zeichnen und notieren: Welches Set hat welche Sounds? Welche Sounds gefallen besonders? Und was aus dem Basisangebot des TD-17 ist auch ganz nett? (Einiges, übrigens. Roland lässt sich nicht lumpen. Und ein PDF gibt es auch, das verrät, welchem Set welcher Klang zugeordnet ist – damit lassen sich dann Custom-Kits stricken.)

Wer die Matrix fertig gemalt hat, kann sich dann auf einen der leeren Speicherplätze ein eigenes Set kreieren. Oder drei. Oder dreißig? Jedenfalls so viele, wie noch Speicherplätze frei sind. Und wenn keine mehr frei sind? Dann wird das langweiligste Set überschrieben. Nur eins darf man dabei nicht vergessen:

Vorher eine Sicherheitskopie machen!

 

PS: Many To Many ist ein Titel des Albums …and then there were three… der Gruppe Genesis



Abbildungen: Flamadiddle



1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (1 votes, average: 5,00 out of 5)

Loading...

icon artikel mailen

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Webseite verwendet Cookies, kleine Textdateien, die auf  in Ihrem Browser gespeichert werden, um die Funktion der Webseite zu verbessern und anonymisierte Statistiken zu erstellen. Hier können Sie wählen, ob und wie Flamadiddle diese Cookies setzen darf.