In The Air Tonight – Lufttrommeln

Zugegeben, Lufttrommeln ist eine sehr andere Form des musikalischen Ausdrucks. Aber was bleibt mir übrig, wenn ein vorübergehend stillgelegter Übungsraum die Präsenz des traditionellen Schlagwerks unterminiert und die Wohnung einziger Ort gedehnter Zeitweil wird. Kein Platz. Zu viele Nachbarn. Zu nahe Nachbarn. Zu enge Stadt dazu. In Summe: Alles doof!

Nun also Lufttrommeln. Auf den Küchenhocker kauern, die blanke Wand anglotzen und vor dem inneren Auge das fehlende Trommelgewusel auf die weiße Raufaser-Tapete projizieren. Alles doof?

Eigentlich „ja“. Aber ein bisschen auch „nicht unbedingt“. Das ist zwar kein entschiedenes „nein“, aber es versucht, aus dem Missstand ein erträgliches Kurzweil zu phantasieren. Und das geht so:

Pop-Kit, Grunge-Kit, Simon-Philipps-Tom-Row, Terry-Bozzio-Jazz-Kit, Alles-aus-dem-Sonor-Regal-Gestapelt. Kurz: jeden Tag und jedes Stück ein anderes Set. Rada-dadada-dadada-dadum.

Mach das Spaß?

Wie man es nimmt. Zum einen sind da die Mitbewohner, deren Blicke und Mimik angesichts des armschwingend-beinstrampelnden Mittfünfzigers zwischen Irritation und Entgeisterung oszillieren, sofern die Jalousie vor dem Fenster des ebenerdig gelegenen Zimmers nicht herunter gelassen ist

Dann sind da die Töne, die nicht ganz das sind, was wäre, wenn wäre, was nicht ist. Der Mund ist halt keine Bassdrum und kein Ride und keine Snare und schon überhaupt kein Swishknocker mit Rivets.

Dann sind da keine Sticks (oder vielleicht doch noch) und keinesfalls Pedale, was zwar viel Bewegung aus den Gelenken, aber wenig Gegengewicht und Widerstand bietet. Alles so schön leicht hier!?

Und dann fehlen auch noch die Felle und damit Rebound zum Sound und die Bestätigung, dass die improvisierte Korrektheit der jeweiligen Bewegungen auch tatsächlich richtig war. (Imitierten Rebound eingeschlossen.)

In Summe also eine nette gymnastische Übung, bei der mir nicht ganz klar ist, welchen tatsächlichen Wert und welche mögliche Zukunftswirkung sie hat. Was eigentlich schade ist.

Weil?

Ein Luftschlagzeug hat man immer dabei.

PS: In The Air Tonight ist der Auftakt-Titel des Albums Face Value des Schlagzeugers/Sängers/Musikers Phil Collins

Abbildungen: Flamadiddle

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