Puppet on the Strings – Erste Schritte am Set

Der Neuanfang von Altvertrautem hat mitunter seltsame Nebenwirkungen. Nehmen wir zum Beispiel das Trommeln.

Wer sich nach Jahren wieder an ein Schlagzeug setzt, fühlt sich ziemlich gleich zu Hause. Die Trommelwand vor der Nase, die Felle reflektieren das Licht, die Becken schweben golden über dem Kopf, die Füße fallen auf die Pedale, alles ist so vertraut.

Und am Floortom hängt die Stocktasche (oder vor der Snare), die Hände greifen hinein und nehmen zwei 5A heraus. Der Bauch jubelt „Hurra!“ Der Kopf jubelt „Los geht’s!“ Und die Arme? Sagen: „Holla, die Hackfee!“

Ganz so einfach übersetzt sich Wohlgefühl offenbar noch nicht in Wohlklang, wenn die Abstinenz ein leidlich Weilchen überzogen hat. Und das Lied, der dabei herauskommt, ist seit Monty Pythons im Kern wohlbekannt:

I‘m a lumberjack and I‘m O.K.
I sleep all night and I chop all day

Mio dio. Was für ein Dilemma. Während der statische Teil des Sitzens so cool und gelassen wie immer ist, hält der dynamische Teil nicht die Bohne mit:

Was als flüssig, locker und sicher in Erinnerung war, spielt sich so wabbelig-zappelig und schluder-timig als performe Pinocchio mit Bleigewichten an Gummibändern. Treffer finden zwar statt, aber man kann nicht exakt voraussagen, wann, wie und wo sie einschlagen. Denn genau das tun sie: Kraftvoll unsensibel in die Felle rumpeln, statt mit dynamischer Finesse kleine Geschichten zu erzählen.

So hatte ich mir das nicht vorgestellt. So hatte ich es mir in meinen kühnsten Alpträumen nicht ausgemalt: Dass mich verlorene Fähigkeiten emotional durch den Wolf drehen. Das ist, mit Verlaub, nicht nett!

Wobei: Eigentlich war es ja klar. Wo nix ist, kann nix rauskommen. Und wenn eine gerüttelt Zahl an Jahren nichts geübt wurde, werden Terry Colaiuta, Phil Thompson, Steve DeJohnette oder Ringo Bonham nicht zur Höchstform auflaufen. Sie verstecken sich lieber unter dem Teppich, um sich nicht zu blamieren. Zumindest, bis sie es besser können.

Was das heißt?

Üben.

Seufz.

Schon wieder dieses Wort…!

Nun gut. Also werde ich so, wie ich mich langsam an Stockhaltung, Handbewegung und Fingertechnik heran getastet habe, jetzt an Fußbewegungen und die ganzen Bewegungsabläufe am Set heran tasten und sie neu erlernen müssen. Immerhin einen Vorteil hat es:

Da ich weiß, was mich früher gestört hat, kann ich heute gezielt(er) aufpassen und im günstigsten Fall meine Bewegungsabläufe optimieren. Womit dann, nach einiger Zeit (ich fürchte mal: Jahren) vielleicht sogar etwas Musikalischeres dabei herauskommt. Was das sein soll?

Weder „Puppet on the Strings“ noch „Wir sind die Roboter“. Mehr so „Din Daa Daa“.

 

PS: Puppet On The String ist der Titel, mit dem die Sängerin Sandie Shwa 1967 den Eurovision Song Contest gewann.



Abbildungen: Flamadiddle



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