Red Alert: Vic Firth Bluetooth Isolation Headphones im Test

Vic Firth hat seinen bekannten Lärmschutz-Kopfhörer SIH2 mit einem kabellosen Bruder flankiert: den Vic Firth Bluetooth Isolation Headphones mit dem kryptischen Kürzel VFVXHP0012.  Seit ein paar Wochen habe ich sie hier und praktisch täglich auf den Ohren – auch an der Hifi-Anlage, denn wenn schon testen, dann in jeder Dimension.

Lieferumfang

Der VFVXHP0012, den ich wegen dieses anschaulich kryptischen Kürzels im weiteren Kopfhörer nennen werde, kommt in einem Klarsicht-Blister und hat nicht viel Gesellschaft in seiner Box: Nur ein USB-Kabel, ein Kopfhörerkabel, ein Adapter von 3,5 auf 6,25 mm und eine kurze Bedienungsanleitung finden sich in dem verschweißten Plastik-Pack, wenn es mit Schere, Messer oder roher Gewalt auseinander gezerrt ist.

Qualität und Verarbeitung

Die Qualität des Vic Firth Bluetooth-Kopfhörers wirkt auf den ersten Eindruck wertig. Die roten Kunststoffgehäuse der Cans wirken sehr stabil, gleiches gilt für den Überkopfbügel. Der zweite Eindruck sorgt im teutonischen Stahl-Denken aber für Irritation:

Die Aufhängungen der Kopfhörer-Kapseln sind aus dünnem Metall, das in Kunststoff-Hülsen rutscht. Das wirkt recht filigran. Allerdings ist diese Konstruktion in den USA auch bei Gehörschutz auf Schießständen üblich und scheint eine gewisse Haltbarkeit zu bieten.

Zurück zu den Kapseln, fallen die glatten Kunststoff-Polster für Hirnkasten und Schädelseiten auf. Das ist bei Hifi-Kopfhörern unüblich – hier finden sich Schaumstoff oder Leder, was beides atmungsaktiver sein dürfte. Wie haltbar die semi-feste Kunststofffolie ist, lässt sich für den Moment schwer beurteilen. Sie macht aber auch einen soliden und vertrauenswürdigen Eindruck.

Die Halterungen wirken filigran, sind in den Staaten bei Lärmschutz aber weit verbreitet – das lässt hoffen
Die Halterungen wirken filigran, sind in den Staaten bei Lärmschutz aber weit verbreitet – das lässt hoffen

Handhabung

Die Vic Firth Bluetooth Kopfhörer sind im Prinzip ganz normale Kopfhörer und werden auch so verwendet: Kapseln in die Hand nehmen, auseinander bewegen, über den Kopf heben und über die Ohren führen. Soweit, so theoretisch.

Tatsächlich ist der Überkopfbügel ein kräftiger Zeitgenosse, der ein bisschen Engagement einfordert, um die Kapseln auseinander zu bekommen, die er in Ruheposition zusammengefügt im Innern seines Bogens birgt.

Dazu kommt, dass die Kopfhörer-Kapseln nach jedem Gebrauch zurück in die Ausgangsposition rutschen, also sich quasi einkürzen. Daher ist das Kopfhörer-Aufsetzen eine zweiteilige Aktivität:

  1. Wie oben beschrieben die Kapseln auseinander ziehen und irgendwo bei den Ohren an den Kopf setzen.
  2. Die Kapseln an ihren Halterungen so weit nach unten ziehen, bis sie die Ohren sauber umschließen. Hierbei empfiehlt es sich, die Ohren genau in die Öffnung einzupassen, denn die Kopfhörer drücken sich sehr eng an den Kopf.

Wer möchte, kann die externe Akustik über ein Kabel aus dem Lieferumfang zuspielen. Hierzu ist die 3,5 mm Stereo-Klinke ganz klassisch in die 3,5 mm Stereo-Buchse des Kopfhörers einzustecken und auf der anderen Seite des Kabels ein ebensolcher Stecker in das Abspielgerät der Wahl. Sollte dieses eine 6,35 mm Stereo-Buche haben, liegt dem Kopfhörer ein passender Adapter bei.

Bluetooth

Wer den Kopfhörer mittels Bluetooth beschallen lassen möchte, muss ihn hierzu mit dem Abspielgerät pairen. Das geschieht wie bei solchen Kopfhörern üblich, indem für mehrere Sekunden auf die Bluetooth-Taste gedrückt wird, bis eine LED abwechselnd blau und rot zu blinken beginnt. Damit ist der Kopfhörer von Smartphone, Tablet und Rechner auffindbar. Wird er dort angezeigt, ist er lediglich auszuwählen, damit Kopfhörer und Abspielgerät verbunden sind. Ganz einfach.

Alle Schalter und Kontakte sind in der linken Kopfhörer-Schale untergebracht
Alle Schalter und Kontakte sind in der linken Kopfhörer-Schale untergebracht

Tragekomfort

Die Ohrpolster der Vic Firth Bluetooth-Kopfhörer lassen leichte Skepsis aufkommen. Solch folienartiges Material kenne ich sonst nicht von Kopfhörern. Da sind eher Leder oder luftdurchlässige Materialien üblich. Allerdings sind das auch Kopfhörer für den alltäglichen Hifi-Gebrauch und keine solchen, die den Lärm eines Schlagzeugs bändigen sollen. Da braucht es vermutlich straffere Materialien.

Der Vic firth BT-Kopfhörer sitzt sicher und fest, trotzdem drückt er erstaunlich wenig.
Der Vic firth BT-Kopfhörer sitzt sicher und fest, trotzdem drückt er erstaunlich wenig.

Für den Tragekomfort hat das Plastik allerdings einen Nachteil: Es wird nass zwischen Schädel und Schutz. Zwar rutschen sie nicht während des Spiels, auch nicht an Tagen mit 30° C und mehr auf dem Thermometer. Aber es wird merklich feucht, und das ist unter Umständen nicht jedem gleich genehm. Mich hat es allerdings nicht gestört.

Wegen der Feuchtigkeit auf den Polstern habe ich die Kopfhörer nach Gebrauch übrigens nicht einfach zur Seite gelegt, wo sie dann durch den Druck des Überkopfbügels ihre Polster aneinander pressen und die Feuchtigkeit am Plastik verklebt. Stattdessen habe ich die Polster trocken gewischt, die Kopfhörer zusammen geschoben und um noch etwas Luft zwischen den beiden Polsterflächen zirkulieren zu lassen, kann an geeigneter Stelle einfach einen Korken aus einer Weinflasche zwischen die Lautsprecher gesteckt – dann bleiben ein paar Millimeter Abstand.

Kleiner Hack am Rande: Mit einem Korken lassen sich die Polster nach dem Tragen zwangsbelüften.
Kleiner Hack am Rande: Mit einem Korken lassen sich die Polster nach dem Tragen zwangsbelüften.

Klang

Die Vic Firth Bluetooth Kopfhörer klingen sehr gut. Sowohl als Kopfhörer an der HiFi-Anlage wie auch als Zuspieler mittels Bluetooth über das Smartphone gespeist oder auch per Kabel mit Klängen vom Roland TD17 befüttert. Nur das Christ Turner-Album Steezy klang mittels Bluetooth vom iPhone 12 zugespielt reichlich zu drall und zu fett im Bass.

Sicher ist dagegen, dass der Schlagzeug-Sound des Roland TD-17 Digital-Drum-Moduls über die Vic Firth deutlich authentischer wirkt als mit den Bowers Wilkins P7, die vorher als Informations-Vermittler dienten. Das liegt zum einen an der Ausgestaltung der Frequenzkurven – die Vic Firth sind etwas heller in Mitten und Diskant – als auch an der Isolation, die bei den regulären Kopfhörern viel zu viel Becken-Pock und Meshfell-Bzzzz durchließ.

Das Resultat ist, dass es schlicht mehr Spaß macht, mit den Vic Firth zu spielen, weil mehr Detail und Klang geboten werden.

Lärmdämmung

Wie gerade schon im Abschnitt Klang angemerkt, isolieren die Vic Firth Lärmschutz-Kopfhörer den Lärm ganz ordentlich. Im Falle meines E-Drum-Sets heißt das, dass die Trommeln praktisch gar nicht mehr und die Gummi-Becken kaum noch zu vernehmen sind, sitzen die Cans erstmal über den Löffeln.

Bei einem regulären Schlagzeug verhält es sich entsprechend: Die Explosionen üblicher Trommeln sind auf Zimmerlautstärke gedämmt, die Snare raschelt ohrfreundlich wie im Gespräch und die Becken melden sich zurückhaltend aber dennoch verständlich. Die starke Dämmung nimmt dem Klang des Schlagwerks etwas Brillanz und macht den Gesamtsound trockener. Das ähnelt im Ergebnis einer Abnahme mit Mikrofon und nachgeschaltetem Gate – es klingt sauberer, aber nicht so vielfältig, filigran und lang.

Die reduzierte Geräuschkulisse ermöglicht es, Musik, die der Kopfhörer zuspielt, besser wahrzunehmen und leichter auf sie zu reagieren. Fehlt der Drum-Track, stellt sich schnell ein gemeinsames Spielgefühl ein, wobei die Musik im Ohr erfreulich zurückhaltend spielen darf, denn sie muss die Drums nicht mehr überschreien. Das freut die Gehörgesundheit.

Kommt der ausgewählte Play-Along-Song mit Drum-Track mit dabei, lässt sich mit den Vic Firth treffliche vergleichen, wie hoch die eigene Trefferquote gegenüber dem Original ist, ob die Dynamik passt, das Spielgefühl analog ist etc. etc.

Fazit

Muss man ihn wollen? Eher: Man muss ihn wollen wollen, und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen ist der Vic Firth BT Isolation Kopfhörer ein gut klingender und gut dämpfender Kopfhörer, dessen kabellose Tragweise mehr Freiheit bei Play-Along, Monitoring und auch sonst bietet. Auch trägt er sich ganz gut, und hier muss das „zum anderen“ hin: Wenn der Kopf sehr nass geschwitzt ist, könnten die PVC-Poster zu rutschen anfangen. Das ist mir allerdings nicht gelungen, und einige Tage waren schon schön warm in diesem Jahr in meinem Übungsraum. Die Option, den Kopfhörer als Headset zu verwenden, ist für den Notfall sicher nützlich, aber nicht die erste Alternative für den Alltag. Und dass Musik auch über Kabel wieder gegeben werden kann, ist insofern prima, als sich damit Sound-Module von E-Drums mit dem Kopfhörer-Ausgang eines Smartphones zusammen schalten lassen, so dass auch hier Play-Along möglich ist.

Alle Daten

  • Hersteller: Vic Firth
  • Produkt: VFVXHP0012 Bluetooth Isolation Headphones
  • Kategorie: Kabelloser Gehörschutz-Kopfhörer
  • Ausführung: Over-Ear, geschlossen
  • Außengeräuschdämpfung: -25 dB
  • Akku: 500 mA Lithium-Ionen Akku
  • Nutzungsdauer: ca. 20 Stunden
  • Lautsprecher: 50 mm Mycralon-Membran
  • Frequenzbereich. 20-20.000 Hz
  • Besonderheiten: integriertes Mikrofon zur Nutzung als Smartphone-Headset
  • Lieferumfang: Kopfhörer, 1,5 m Anschlusskabel 3,5 mm-Stereo-Klinke, Adapter auf 6,35 mm  Stereo-Klinke, 0,4 m USB-Ladekabel
  • 500 mA Lithium-Ionen Akku – bietet ca 20 Stunden Nutzungsdauer
  • Plus: robust wirkender, gut klingender Stereo-Kopfhörer mit guter Dämmung des Außenlärms (also des Schlagzeugspiels 😉 )
  • Minus: drücken stark an den Kopf, Polster mit PVC überzogen, kein Transport-Case
  • Preis: 109,00 Euro EVP
  • Erhältlich bei: S-Drums, Thomann



PS: Red Alert ist ein Titel des Gruppe Basement Jaxx und war die ausgekoppelte Single ihres Debut-Albums Remedy



Abbildungen: Vic Firth/Flamadiddle

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