Die Roboter – Der RhythmBot als Übungshelfer
Üben ist langweilig!
Üben ist langweilig?
Vielleicht ist es dann Zeit für den RhythmBot. Das ist ein Programm, das in jedem Webbrowser läuft, für neue Impulse gut ist und das hilft, die Kunst des Notenlesens zu verbessern. Was das ganze besonders reizvoll macht, ist aber, dass jeder den RhythmBot nutzen kann – kostenlos!
Ausgedacht haben sich den RhythmBot der US-amerikanische Trommler JP Bouvet, der unter anderem mit Steve Vai und Yngwie Malmsten gespielt hat, zusammen mit dem Briten Jamie Howard, der auch die Programmierung übernahm. Die Idee der beiden: Eine App anbieten, die Anfänger bis Profis nutzen können, um verschiedenste Anreize für ihr Üben zu bekommen.
RhythmBot Einstellungen
Auch wenn er kostenlos ist, braucht sich der RhythmBot nicht zu verstecken. Er ist vollgestopft mit cleveren Ideen und bietet tatsächlich vielfältige Möglichkeiten, sich rhythmisch herauszufordern.
Das linke Fenster des RhythmBot
Insgesamt gibt es acht Funktionsgruppen im linken Fensterbereich, mit denen sich zahlreiche Parameter auswählen und nach eigenem Gusto justieren lassen:
- Mode ist der erste Bereich. Hier sind vier Optionen zu haben:
- Once (einmalig)
- Loop (wiederholen)
- Trade (Erst Bot, dann Übender oder anders herum)
- Click (Metronom)
- Subdivision ist die zweite Gruppe von Einstellungen, und zwar für die Notenwerte. Zur Wahl stehen:
- Straight (gerade)
- Triplets (Triolen)
- Mixed (gerade und Triolen gemischt)
- 16th (16-tel Notenwerte)
- 8th (8-tel Notenwerte)
- Playback ist die Einstellung für die Begleitung der Übung. Es gibt:
- Snare
- Kick
- Groove
- Bars ist die Einstellung für die Anzahl der Takte, die aufeinander folgen, wobei jede Zeile einen Takt abbildet
- Clear (löschen) und Random Rhythm (Zufällige Rhythmen erstellen) sind zwei Button, deren Effekt sich im rechten Fenster gut beobachten lässt – entweder werden die Noten der aktuellen Rhythmen gelöscht oder es werden neue Rhythmen zusammengestellt
- Presets erlaubt, aus sechs Optionen vorab zu bestimmen, welche Schläge eines Sticking ausnotiert werden, wobei das Programm immer die wählt, die zuerst stehen, also A oder B:
- Singels (Einzelschläge ABAB, BABA)
- Doubles (Doppelschläge als AABB, BBAA, ABBA oder BAAB)
- Paradiddles (in allen vier Umkehrungen separat, gemeinsam oder zufällig gemischt)
- Groups of 3
- Groups of 5
- 16 invisible Rhythms
- Complexity ermöglicht es, über fünf Stufen von einfach bis schwierig die generierten Noten dem eigenen Können anzupassen.
- Stufe: Viertel und gebundene Achtel, Achtelpausen
- Stufe: Viertel, Achtel, gebundene Achtel, Viertel- und Achtelpausen
- Stufe: Viertel, Achtel, gebundene Sechzehntel, Viertel- und Achtelpausen
- Stufe: Viertel, Achtel, Sechzehntel, gebundene Sechzehntel, Viertel- und Achtelpausen
- Stufe: Viertel, Achtel, Sechzehntel, gebundene Sechzehntel, Viertel-, Achtel-, Sechzehntelpausen
- Custom: Hier können einzelne Notenkombinationen ausgewählt werden, um diese gezielt zu üben (s.u.)
- Slider „Normal <> More Rests“: beeinflusst die Häufigkeit, mit der die Noten getauscht werden
- Controls gibt Zugriff auf
- bpm (das Tempo der Wiedergabe)
- Swing (Grad der triolische Ausprägung des Rhythmus)
- Schalter zum Aktivieren/Deaktivieren von
- Count in (Anzählen)
- Ghost Notes (im begleitenden Groove)
- Metronom
Der letzte Punkt Metronom zeigt übrigens rechts neben seinem Namen ein kleines Zahnrad. Es öffnet ein Menü, mit dem das Metronom umfangreich eingestellt werden kann. Es lassen sich verschiedene Notenwerten wählen. Außerdem stehen stille Phasen (Gap Click) zur Verfügung, deren Pause sich mit einem Click auf ihr Zahnrad der Länge des Rhythmus anpassen lässt. Ferner kann bei den akustischen Indikatoren ein Offset in 16-tel Werten bestimmt, also das Signal auf eine anderes als ein ganzzahliges 16-tel verschoben werden, beispielsweise auf das „und“ oder das „a“. Außerdem lässt sich bestimmen, ob das Metronom die „1“ betont oder nicht:
Das rechte Fenster des RhythmBot
Der rechte Fensterbereich zeigt die eigentlichen Notenwerte mit einer Beschreibung dessen, was ausgewählt ist, und dazu vier Button:
Der interessanteste Teil sind sicher die vier Button. Was sich hinter Ihnen verbirgt, ist das:
- Das grüne Feld mit dem nach rechts weisende Dreieck aktiviert die Abspielfunktion für die Begleitspur (Snare, Kick, Groove – s.o.).
- Shuffle generiert einen Satz neuer Noten.
- Isolate wird dann aktiv, wenn ein oder mehrere Takte aus dem Notenkontext angeklickt werden. Diese können dann gezielt geübt werden, weil RhythmBot nur sie im Playback wiederholt.
- Clear Selection hebt die Markierung der Takte wieder auf.
Die Top-Navigation des RhythmBot
Als dritten Bereich, um mit dem Programm zu interagieren, gibt es eine Top-Navigatioin. Die führt aber nicht zu etwaigen Unterseiten, die gibt es nämlich nicht. Stattdessen sind hier weitere Funktionen eingebettet, die globaler Natur sind und sich – mit einer Ausnahme – jenseits des Übens bewegen.
Die einzelnen Schaltflächen bewirken:
- Tutorial: Öffnet YouTube, um das Einführungsvideo von JP Bouvet zu RhythmBot zu zeigen
- Share Rhythm: Kopiert den Link zur aktuellen Seite in die Zwischenablage, so dass er beispielsweise an Freunde verschickt werden kann.
- Feedback: Öffnet ein Formular, um Feedback an den Entwickler Jamie Howard zu senden.
- Support RhythmBot: Öffnet ein PayPal-Fenster, um Entwickler Jamie Howard zu unterstützen
- Reset: Setzt den RhythmBot wieder in den Ursprungszustand zurück.
- Screen Lock: Sperrt den Bildschirm – theoretisch.
- Dark Mode: Ändert die Bildschirmansicht in eine dunkle Darstellung.
Damit wären alle Grundfunktionen des RhythmBot erklärt.
RhythmBot verwenden
Und wie schaut die Praxis mit dem RhythmBot aus? Passend zu den gewählten Einstellungen erzeugt RhythmBot im Notenbereich rechts einen Zufallsrhythmus. Der kann ohne Begleitung einfach vom Blatt, also dem Monitor, gespielt werden. Alternativ lässt sich die Audiospur starten und mit Wiedergabe gespielt werden. Diese Audio-Begleitung macht es sehr einfach, auch komplexe(re) Rhythmen relativ schnell zu verstehen und mitzuspielen.
Gezielt Schwächen verbessern – Grouping
Charmant am RhythmBot ist, dass er hilft, eigene Schwächen zu erkennen und diese unter „Complexity -> Custom -> Select Grouping“ gezielt anzugehen:
Indem ausschließlich solche Notenkombinationen gewählt werden, die einem schwer fallen, kann deren Spiel auf einfache Weise verbessert werden.
Gezielt Schwächen verbessern – Hände
Auch die oben erwähnten Presets im linken Fensterbereich können dabei helfen, die eigenen Fertigkeiten zu verfeinern. In diesem Fall liegt der Fokus auf den Händen, da sich mit den Presets einzelne Noten und Notengruppen isolieren lassen, und zwar genau die, die von einer Hand gespielt werden. Im Beispiels-Bild sind es Paradiddle, bei denen nur eine Hand gespielt wird:
Gezielt Schwächen verbessern – Stolpersteine
Um Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, ist Isolate geeignet. Es bietet wie schon erwähnt die Möglichkeit, einzelne Takte aus dem Kontext herauszulösen, um sie gezielt zu üben. Um Isolate zu nutzen, genügt ein einfacher Mausklick auf den gewünschten Takt. Dieser erhält grüne Taktstriche und wird mit einem Schatten quasi aus der Seite heraus gehoben:
Ein Klick auf den Button Isolate graut die übrigen Take aus, so dass nur noch der eine Takt klar sichtbar ist.
In dieser Darstellung lässt sich der Takt gut lesen. Ein Klick auf den Play-Button oben links lässt parallel die Tonspur laufen, und zwar genau die für diesen Takt – immer und immer wieder.
Um die Isolation aufzuheben, genügt ein weiterer Klick auf den Isolate-Button, der allerdings inzwischen Un-Isolate heißt.
Vom Notenbild profitieren
Als ausgesprochen hilfreich empfinde ich, dass der RyhthmBot ein sehr ordentlicher Notenschreiber ist. Als Bezugsgröße nutzt er 16-tel Noten. Alle Viertel-Gruppen erhalten damit nicht nur exakt den selben Raum (rosa Linie):
Es sind auch die jeweiligen Zählzeiten präzise untereinander gesetzt, beispielhaft gezeigt an der zweite 16-tel Note, dem „a“ aus „1-a-und-e“ (grüne Linie):
Diese ordentliche Sortierung macht es leicht, sich auch bei sehr lichten Notationen, also solchen mit vielen Pausen, oder bei punktierten Notenwerten sicher zu orientieren und korrekt mitzuzählen.
Das alles ist ein prima Paket, um das eigene Üben zu bereichern.
RhythmBot – ein prima Helfer
Ich denke, egal ob globaler Übungsanreiz, Off-set Notation oder Noten lesen lernen – es lohnt sich, den RhythmBot auszuprobieren.
Wer möchte und des Englischen kundig ist, kann sich übrigens in einem YouTube-Tutorial von JP Bouvet das Programm erklären lassen und in einem zweiten Video erfahren, wie sich der RhythmBot gezielt zum Üben nutzen lässt.
Am besten aber ist: Einfach machen! Denn der RhythmBot ist im Grund ganz einfach zu bedienen.
PS: Die Roboter ist ein Lied der Elektro-Pop-Pioniere Kraftwerk, zuerst veröffentlicht auf dem Album Die Mensch-Maschine von 1978.
Bilder: Jamie Howard, JP Bouvet; Screenshots: Flamadiddle
Hi Tom,
das ist ja mal eine tolle Empfehlung!
Hab besten Dank, noch nie davon gehört.
Werde ich im neuen Jahr gleich testen.
Danke und ein tolles 2024 Dir! 🙂
Liebe Grüße
Manu
Hallo Manu,
es freut mich, dass dir der Beitrag gefällt. Ich hoffe, der Rhythmbot hat dir schon ein paar neue Impulse geliefert und das Übern mit neuen Ideen attraktiv gemacht 🙂.
Viele Grüße
Tom