Silence Is Golden – Trommeln sind soooo laut… (Hands on, Teil 2)

Nachdem die Trommeln geputzt, aufgestellt und gestimmt sind, versuche ich, dem Reiz des Fast-schon-Schlagzeugs nicht zu erliegen: „Einfach mal drauf hauen“, flüstert das Teufelchen auf der einen Schulter. „Mit Wonne das Stockholz in die Felle hämmern. Rumwirbeln und Krach schlagen. Was wär‘ das für ein Späßgen, Junge…“

Mach ich aber nicht. Denn zum einen fehlt das Fußpedal und ich müsste für die Bässe die Fußspitze in das Schlagfell der Bassdrum bohren. Das finde ich unattraktiv (ganz zu schweigen von den klanglichen Defiziten dieses Verfahrens).

Und dann lauert da ja noch ein Problem: So ein Schlagzeug ist laut, und das ist in einer dicht bebauten Altstadt-Innenstadt nicht gerade hilfreich. Was mich direkt an Tom Hanks denken ließ bzw. an seinen viel zitierten Kult-Ausspruch:

Housten, wir haben ein Problem!

Stellt sich natürlich die Frage: Wie bekommt man das Krachwerk leise(r)? Angeblich sollen ältere Kessel, die noch primär zum Erzeugen von Musik und nicht, wie in der folgenden Rock-Ära, zur Selbstbehauptung gegen immer höher wachsende Berge an Gitarrenverstärkern und Bassboxen gebaut wurden, entsprechend leiser sein. Doch die ersten recht zaghaften Versuche umrissen den Unterschied in etwas so: werkelnder Presslufhammer statt startendem Düsenjet. Das ist kein echter Gewinn.

Ebenfalls das Stockkato akustisch minimieren sollen Naturfelle und solche, die so tun, als wären sie welche, quasi vegane Kuhhäute (womit nebenbei belegt wäre, dass Veganismus in vielen Fällen bloß tierliebende Umweltverschmutzung ist 😉 ).

Das Adoro Heritage-Fell auf der Snaredrum erklärte allerdings beharrlich, es sei, wenn auch milde gestimmt, so doch nicht zum Schweigen bereit, nicht einmal ansatzweise. Damit fällt diese Option auch aus.

Als drittes könnte der Mensch zu den charmant schwarzen Gummimatten greifen, mit denen sich Trommeln und Becken gehörschonende ver(un)zieren lassen. Damit wäre dann Schweigen im Walde. Beziehungsweise Dumpfklopfen mit Reso-Antwort. Ein ernstlich unbefriedigendes Klangerlebnis.

Eventuell sollte ich nach einer Kompromissformel suchen und in der Küche klammheimlich ein paar Geschirrtücher entwenden? Das wäre nicht nur partiell kleinkariert, sondern ließe den Klangkörpern noch den ein oder anderen Hauch einer Chance, sich bei spontanem Holzkontakt vernehmlich zu äußern, ohne protestierende Horden vor der Hautsür zusammen zu brüllen.

Diese Option scheitert allerdings an der beharrlichen Weigerung anderer Mitglieder des Haushalts, Gegenstände des Haushalts für hauhaltsfremde Dienstleistungen zu akquirieren. Is also nix mit Tuch.

Eventuell sollte ich die Wahl der Handverlängerung überdenken. Statt einem Stock könnte ich ein Rod probieren. Hätte ich eins. Habe ich aber nicht. Und mal schnell mit Isolierband ein paar Schaschlick-Spießchen aus der Küche… – ich fürchte, das wird noch ein Handtuch-Projekt.

Eine andere Option wären die Silent Sticks von Adoro, denke ich mir, und davon habe ich zwei Paar: Die mit den dickeren schwarzen Grips für die Standard-Drums und die blauen für E-Drums (mit ebenso dickem Griff). Ergebnis der Schlagprobe: Leiser als Holz, aber noch immer äußern sich die Trommeln beharrlich durchdringend (diese alten Mahagoni-Kessel sind schon klasse…).

Bleiben nur noch die labberigen, ausgefächerten, halbschwabbeligen Besen, die in der Stocktasche hocken. Die Kunststoff-Fächer von LP nuscheln sich tatsächlich weniger dominant durch das Potpourri der Schallwellen, aber um ehrlich zu sein: Richtig überzeugend ist das als Dauerlösung nicht. Und nu?

Gucken wir mal in den Plastikkasten mit Klempner-Material. Wenn ich mich recht entsinne, sind da noch zwei relativ kleine Dichtungen zu finden, mit denen sich die Kunststoff-Besen-Borsten bündeln ließen. Und siehe da – da sind sie. Flugs schnappe ich mir die Dichtungen, fädele die Kunststoff-Borsten durch die Löcher, schiebe sie auf den Besen-Borsten etwa mittig und starte den Test:

Wumms! Klanglich klar und krachlich diskret. Das ist eine erfreuliche Antwort auf meinen Schwung aus dem Handgelenk. Und lässt auf entspanntere Zeiten hoffen. Denn für die Bassdrum gibt es ja auch einiges an Leise-Schlegeln.

Vielleicht sollte ich die auch mal testen…?!

PS: Silence Is Golden war die B-Seite der 1964 veröffentlichten Single Rag Doll der US-Band The Four Seasons. Geschrieben wurde der Song von Bob Gaudio und Bob Crewe. Ein Hit wurde es allerdings erst 1967 in einer Cover-Version der britischen Band The Tremoloes.

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