Plastic People – E-Drummer stinken
Ich räume es nicht gerne ein, aber wer ein E-Drum besitzt, der stinkt. Nicht immer und schon gar nicht für immer, aber manchmal. Und eigentlich stinkt auch nicht der E-Drummer selbst. Was aber stinkt – und was mir stinkt – ist das E-Drum, zumindest partiell.
Wer den Rüssel über dem Übel rümpft, wird zügig der Urheber gewahr. Die chemischen Keulen, die ihre Beule ins olfaktorisch Wohlbefinden dengeln, sind selber zu dengeln. Von Weichmachern urgehoben (oder geurhebt?) und schwarz wie der Tod kleben sie als Ummantelung um mutmaßliche Hartplastik-Kerne und tun so, als seien sie Becken. Dabei sind sie allerhöchstens leidlich taugliche Derivate.
Nun mag der ein oder andere einwenden, so ein gummiertes Plastik-Crash gebe ja einen soliden Crash-Ton von sich, wenn die Kante angedengelt wird und das Soundmodul entsprechend vorgefüttert ist. Und auf den Tip vom Stock reagiert es sensibel mit einem Ping. Selbst choken lassen sich die schwarzen Schwabbel.
Und überhaupt: Sind sie als Ride ausgelegt und haben sie eine zweite Klinkenbuchse, gibt es sogar einen soliden Kuppelklang – Bing Bing. Alles richtig. Bloß – der Weichmacher stinkt trotzdem. Wie ein Chemielager stinkt das Zeug. Und zwar im Übungsraum, seit das E-Set dort herumlungert und auf seinen Einsatz wartet.
Der Einsatz fällt nur leider nicht so üppig aus, wie das der Hersteller geglaubt haben mag und wie es die Werbung verheißt. Denn: Es stinkt. Und: Es stinkt chemisch. Und: Eine Gasmaske muss her. Und: Unter der Gasmaske schwitzt man zu schnell.
Wobei anzumerken ist, dass das immerhin – das mit der Gasmaske – tatsächlich diesen einen entscheidenden Vorteil hat. Wer mit der Gasmaske den Rüssel über dem Übel rümpft, riecht nix. Selbst wenn er sich super viel Mühe gibt. Nichts. Absolut ganz und gar nichts. Dafür gibt es – neben dem Schwitzen – noch ein anderes, wohlmöglich noch viel größeres Dilemma. Eines, das auf das Umfeld umfassend verstörend wirkt:
Wer beim Trommeln mit Gasmaske atmet, klingt sofort wie Darth Vader.
PS: Plastic People ist das erste Stück auf dem Album Absolutely Free der kalifornischen Band Mothers of Invention (ja, genau, die mit Frank Zappa)
Abbildungen: Flamadiddle