Vicious Games – E-Drum-Trigger treffen

Analoge Trommeln sind gutmütige Dinger: Wer entschieden genug mit dem Stock aufs Fell haut, bekommt einen ordentlichen Ton zurück. Dass der je nach Treffer tonal leicht variiert, macht ein Stück weit den Charme der natürlichen Klangerzeugung aus. Und selbst wenn nicht immer präzise im Zentrum getroffen wird, ist die Lautstärke trotzdem annähernd gleich.

Ganz anders bei Digital-Drums. Wer hier nicht im Zentimeter-Radius die Mitte des Fells trifft, verfehlt die Spitze der Schaumstoff-Pyramide, die dem Piezo-Tonabnehmer als Vermittler dient. Und der tut dann so, als sei gar nicht so viel passiert. Ist es ja auch nicht – für ihn.

Dieses Verhalten sorgt zu Beginn für Verwirrung, danach für Verärgerung, dann für Enttäuschung, dass digital eben doch nicht „richtig Trommeln“ ist, und schließlich für Kopfschütteln.

Warum nur ist die neue Welt immer mit neuen Problemen behaftet? Und dann noch solchen, die auf technische Limitationen zurück zu führen sind? Wo doch die Werbung für Technik durchgängig Freude, Segnung und ewiges Lebensglück verspricht…

Nun steht die Elektro-Schießbude aber mal da. Und die Frage kann nicht lauten: Warum ist die jetzt so doof? Sie muss heißen: Wie komme ich damit klar?

Und das ist eigentlich ganz einfach:

Zuerst einmal die Augen schließend und die einzelnen Trommeln anspielen – erst rechts? Erst links? Egal.

Wichtig ist, dass der Stock genau da auf dem Fell liegen bleibt, wo er zuerst getroffen hat. Dadurch wird nämlich klar, wie weit und in welche Richtung(en) er vom Sweet-Spot abweicht. Mit dieser Information lässt sich dann die betroffene Trommeln neu und besser ausrichten.

Der andere Trick ist, sich etwas zu gönnen, dessen Mangel analoge Trommeln gemütlich verzeihen: Präzision.

Wer bisher dachte, die „Triff-den-Punkt“ Mentalität besonders genauer Practice-Pad-Fetischisten sei nachrangiger Unsinn, den belehrt die schöne neue Digitalwelt eines besseren: Triff präzise, kling identisch!

Zugegeben, anders war’s mir lieber. Draufhaun und zufrieden sein ist schon netter als von einem zylinderförmigen Elektrowicht mit jedem Schlag belehrt zu werden. Wie ein Dauerkritiker, der nie den Mund zu bekommt. Aber dann:

Hatte ich nicht angefangen, um besser als damals zu werden? Nicht mehr so vor mich hin zu schludern? Sondern genau zu wissen, was passiert, wenn es passiert? Kurz: Wollte ich nicht mehr Kontrolle erzielen, um ein Plus an Musikalität zu gewinnen?

Irgendwas war da doch…

 

PS: Vicious Games ist ein Titel der Schweizer Elektro Pop-Band Yello und erschien 1985 zuerst als Single und anschließend auf dem Album Essential Yello



Abbildungen: Flamadiddle



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