Die Trommeln – Ein digitales Set bekommen

Vor ein paar Tagen war UPS vor der Tür. „Sieben Pakete!“, sagte der Fahrer gespielt tragisch und stieg lachend in seinen Wagen, um dort eine Weile zu hantieren. Dann kam er wieder heraus und schob einen Berg Kartons an die Haustür. Nun ist es also da: Mein erstes digitales Schlagzeug.

Freue ich mich? Jein. Ich freue mich, spielen zu können, und bin zugleich skeptisch, ob sich Einfachheit und Feinheit eines analogen Sets tatsächlich in Bits und Bytes übersetzen lassen. Ich fürchte fast, dass nicht.

Aber bis ich das weiß, steht einiges an Arbeit an: Die Kartons aufmachen, den Inhalt entnehmen, die Teile drei Stockwerke unter das Dach tragen (ja, auch das hat sich geändert, Denkmalschutz-Ausblick statt 17.-Jahrhundert Gewölbe). Und da dann aufbauen.

Das Aufbauen immerhin ist schon mal gleich, denn drum-tec hat seine Pro-Serie an klassischen Schlagzeugen orientiert, mich echten Trommeln in echten Trommelmaßen und mit echten Holzkesseln direkt von Sonor. Sie meinen es ernst – und das lässt hoffen.

So packe ich also peuà-peu aus, trage die Bassdrum, das Floortom, zwei Toms gestapelt, die Snare, fünf Kartons Gummibecken, die Elektronik und schließlich die Ständer (warum sind die Biester eigentlich immer noch so schwer?) die tatsächlich 60 (am Anfang) und gefühlt 660 (am Schluss) Stufen ins Oberstübchen.

Tatsächlich ist der Aufbau unspektakulär und Vertraut: Alles wie immer, bis auf die Vielzahl von Memoryclamps, die jetzt zur Grundausstattung gehören. Das ist toll.

Aber als alles steht, ist es doch irgendwie anders. Die Trommelns machen „pssst“, und das tatsächlich: Ein Anschlaggeräusch, ein leichtes Vibrieren wie von einem Snareteppich und dann Schluss. Schuld ist natürlich, dass die Mesh-Felle, diese zweilagigen Gewebewunder, darauf dressiert sind, sich möglichst stillschweigend zu äußern. Das tun sie und das wird die Hausgemeinschaft gewiss goutieren. Nur die Spielfreude ist (noch) nicht einverstanden.

Denn:

Es fehlt ja noch der Kabelsalat. Den serviert das Soundmodul, sobald sein Karton geöffnet ist. Der Salat entpuppt sich nach weidlichem Entschlingen als Kabelbaum, was passionierte Autoschrauber beruhigen könnte – Vertrautes nimmt bekanntlich Sorgen.

Zwar bin ich kein Schrauber, aber ein bisschen Vorsortierung finde ich auch nicht schlecht. Außerdem ist das Kabel denkbar leicht zu entschlüsseln: Der Scart-Stecker (zumindest sieht er so aus) kommt in die Unterseite des Soundmoduls und die Klinkenstecker sind alle markiert – farblich und mit Aufschrift:

  • Blau für Toms und Kick
  • Rot für die Snare
  • Gelb für die Becken

Dazu sind sie bei den Toms durchnummeriert und bei den Becken mit Kürzeln versehen. HH, CR, RD nebst gegebenenfalls notwendigen Ergänzungen wie B für Bell.

Also stecke ich los: Sammelstecker in die Sammelbuchse und dann von nah nach fern: Hi-hat, Snare, Bassdrum, Crash 1, Tom 1, Tom 2, C… – Kabel zu kurz.

Die Nachfrage beim Verkäufer mündet in die kundige Antwort: „Tatsächlich sind die Kabelbäume bei Roland oftmals recht knapp gehalten.“ – Das hätte ich durchaus gern auch schon beim Verkaufsgespräch erfahren mögen.

Immerhin hat der freundliche Verkäufer einen Tipp parat: „Wir bieten dazu in diesem Fall Erweiterungskabel an.“ Natürlich mit Link. Ob das link ist? Man könnte darüber nachdenken…

Zum Glück lässt sich das Problem auch anders lösen: Statt das Modul links neben die Hi-hat zu stellen, fädele ich die Beine seines Ständers zwischen die der Hi-hat, die des Snare-Ständers, die des Becken-und-Tom-Ständers und die Bassdrum, und zwar so, dass die Achse des Doppelpedals nicht behindert wird.

Das Prozedere dauerte deutlich länger als die Beschreibung zu verfassen, schafft zur Belohnung aber die Möglichkeit, alle Trommeln und Becken mit den vorkonfektionierten Mangel-Längen zu verdrahten. Einziges Manko:

Die schwarze Mini-Python vor den weißen Toms sieht irgendwas zwischen mäßig und misslich aus.

Aber egal, erstmal kann ich spielen – und ich sitze ja meist auch hinter den Trommeln 😉

Nachtrag:

Nach ein paar Tagen ist mir der Gedanke gekommen, die Kabel für die rechte Set-Seite zwischen Snare und Toms auf meiner Seite zu führen – das reicht gerade, um das Modul doch wieder links neben die Hi-Hat zu bekommen, wo es wesentlich besser zu bedienen ist.

Also sparen wir uns die Verlängerungen.

 

PS: Die Trommeln ist ein Titel vom Album My Rhythm des berliner Drummers George Kranz



Abbildungen: Flamadiddle



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