Je ne regrette… – Ü-50 Trommeln, Teil 2

Als ich zu studieren begann, zog das Schlagzeug mit mir um, und zwar in die Studentenbude, die über einer Zahnarztpraxis lag. Das trug dazu bei, regelmäßig das ohnehin schon eingeschränkte Wohlbefinden der Patienten noch weiter zu beeinträchtigen. In solchen Phasen klingelte zumeist eine junge Arzthelferin an der Tür und bat – Zitat – „die Musik bitte etwas leiser zu drehen“.

Zugegeben, sensibel war das nicht von mir, aber Studenten sind nicht selten in einem Stadium der Spätpubertät, zumindest was die Sensibilität für das kooperative Miteinander betrifft, und das insbesondere im generationsübergreifenden Kontext. Es ist aber auch möglich, dass ich diesbezüglich als besonders schwerer Fall betrachtet werden darf.

Als dann die Wohnung zu wechseln war (nicht wegen des Schlagzeugs), fand ich durch Zufall einen Übungsraum. Das kam mir auch deshalb zu Pass, weil die Band, mit der ich (oder die mit mir) ein eigenes Repertoire von Songs eingespielt hatte, nun auch wieder üben konnte. Und das war allein deshalb schön, weil der Gitarrist extrem gut und der Bassist extrem groovy spielten und es einfach jede Menge Spaß machte, mit ihnen zu jammen und zu konzertieren (ja, sogar das hatten wir geschafft!).

Allerdings frisst so ein Studium auch Zeit. Und Auslandssemester sind noch weit schwieriger, und von denen hatte ich vier. Als ich zurück kam und meinen Abschluss machen musste, war die Musik final Geschichte. Ich begann zu arbeiten, zum Glück in einer anderen Stadt, so dass ich ständig pendeln musste, und heiratete schließlich, Kind inklusive.

An spielen war nicht mehr zu denken, so dass ich das 7000-er verkaufte und noch eine Handvoll Reste behielt: eine 18“ Sonor Swinger Bassdrum mit einem passenden 14“ Tom, eine Tama Superstar 14“x6,5“ Holzsnare und eine Premier 14“x3,5“ Stahlsnare, einige Mikrofone mit Kabeln und -ständern, etwas Resthardware und das Tam-Tam. Dann zogen wir in eine andere Stadt und das Restekonvolut blieb erst einmal in dem Raum, der auch von anderen Bands benutzt wurde, bis ich schließlich, Jahre später, das meiste einsammelte. Hätte ich es bloß gelassen.

Denn weder begann ich wieder zu spielen, noch konnte ich die Sachen über die Zeit retten. Eines Tages galt es, den Keller zu räumen und da ich es immer wieder hinaus geschoben hatte, die Trommeln bei Ebay zu annoncieren, bekam ich die Pistole auf die Brust gesetzt: Ab in den Container damit. Und das genau geschah.

Danach war das Thema Trommeln für lange Zeit gestorben, wenn man von immer wieder aufflammenden kläglichen rhythmischen Zuckungen zu beliebigen Zeiten mal absieht.

Wie das Klagelied dazu heißt? Je ne regrette… – alles.

 

PS: Non, je ne regrette rien sang der Spatz von Paris, bürgerlich Édith Piaf, zum ersten Mal auf einer EP 1961.

 

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