Jakob Dinesen, Jeff Tain Watts – Unconditional Love

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Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Instrumentalist angibt, ein Schlagzeuger sei ein ganz zentraler Einfluss auf sein musikalisches Schaffen gewesen. Der dänische Saxophonist Jakob Dinesen ist so einer. Und der Schlagzeuger? Ist kein geringerer als Jeff Tain Watts, der aktuell wohl einflussreichste lebende Jazz-Drummer des Globus. Legende, weil schon bei Branford und Wynton Marsalis, bei Michael Brecker, George Benson, MyCoy Tyner, Betty Carter und diversen anderen Jazz-Größen hinter dem Set präsent. Und bei Spike Lees Film Mo Better Blues auch vor der Kino-Kamera aktiv. Wo doch sonst nur Rapper wie 50 Cent und Co das Breitformat bespielen – zumeist als Bösewichter.

Jeff Tain Watts ist kein Bösewicht, auch nicht im Film. Vielleicht auch deshalb hat ihn sich Jakob Dinesen als ein Vorbild gewählt. In jedem Fall aber war es Tains Musik, die Dinessen als Quelle der Liebe und Inspiration in seinem professionellen Musikleben bezeichnet. Befruchtende Beats! Drummerherz, was willst du mehr? 

Als er im Dezember 2021 in die Staaten reiste, hatte Dinesen zwei Landsleute mitgenommen, junge talentierte Musiker: Felix Moseholm für den Bass und Jakob Artved für die Gitarre. Denn diese Kombination schafft viele Möglichkeiten, klanglich, melodisch, solistisch und rhythmisch zu variieren und die eigenen wie neu interpretierter Stücke mit viel Charakter auszustatten. So ist es geschehen:

In den Staaten angekommen, ging es in die Kirche. Also ins Studio, das in Jaff Tain Watts Zuhause eingerichtet ist. Und das Zuhause war halt mal eine Kirche. Und dort, im Kirchenzuhausestudio, wurde das Album vor einigen Monaten aufgenommen. Das Ergebnis?

Jeff Tain Watts begrüßt die geneigten Hörer mit einem Schlagzeugsolo als Auftakt für alles, was folgt. Und das ist luftiger, feiner Jazz, leicht nordisch kühl, aber stimmungsvoll. Watts Besenspiel ist so reich an Nuancen wir auch das sonstige Instrumentarium an Körper und Transienten nicht spart. Akustisch ist das schon mal eine Wucht – im Sinne hoher Qualität und erfrischender Entdeckungen.  

Musikalisch ist das Album auch sonst eine Entdeckung. Jarden’s Jam ist hier sicher das Highlight aufgelöster Singulärstrukturen zu Gunsten eines gemeinsamen Gefüges. Jedes Instrument spielt seine Linie, einen solistischen Beitrag zum Gesamtgefüge. Keine platte Rhythmik, kein überbordendes Bing-Bing-Gequassel von Becken und Gedöns. 

Dass es auch konventioneller geht, ist natürlich klar. Für Trommler ist dabei Watts immer wieder ein Überraschungsei: Selbst formal gradliniges Spiel bereichert er so vielfältig mit Varianten, Optionen und freiheitlich-gesetzlicher Unordnung, dass jedes Stück eine neue Entdeckungsreise wird und ermuntert, auch selber mal über den Trommelrand zu gucken und zu probieren, was sonst noch gehen könnte.

So ist Unconditional Love, wenn auch von einem Saxophonisten komponiert, auch und gerade für Schlagzeuger ein interessantes Album. Und musikalisch ist es für jeden Jazz-Fan eine schöne Bereicherung.

 

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Album-Daten

Interpret: Jakob Dinesen, Jeff Tain Watts
Titel: Unconditional Love
Genre: Jazz
Label: Stunt Records
Jahr: 2022
Spielzeit: 49:21 min
Format: FLAC 48/24 
Als Studio Master für 15,00 Euro bei HighResAudio




Abbildungen: Stunt Records

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