A Heavy Load – Vom Zauber der Erwartungshaltung

Was mir beim Einladen des Schlagzeugs auffiel (und was ich vollkommen vergessen hatte) ist, dass so ein Drum-Set ein überraschend schweres Instrument ist. Und jetzt, einen Tag, nachdem ich mit dem vollen Wagen angekommen bin, ist der Trommelsatz noch immer im Kofferraum. Warum? Eine schwere Last. Und nicht allein wegen des Gewichts. Vielleicht noch am wenigsten wegen des Gewichts.

Was viel schwerer wiegt, ist die Skepsis. Die Sorge vor mir selbst, den Erwartungen und Hoffnungen auf der einen und den Fähigkeiten und Kapazitäten auf der anderen Seite….

  • Was, wenn ich mit dem Schlagzeug einen teuren Illusions-Entlarver entlade und als Antrieb für Forderung und zugleich Beleg für Überforderung in den Keller verräume?
  • Wenn ich mir eingestehen muss, dass Trommeln in der Erinnerung beglückender war als im Alltag?
  • Dass ein Jungspund besser mit Händen und Füßen zurechtkommt als ein teil-gerontologisches Halbäffchen?

Und dazu sind es erst die Trommeln. Außer einem Gibraltar Doppel-Snareständer (auch gewaltig schwer) fehlt noch alles: Sitz, Pedalerie, Ständerwerk, Klangbleche. Das alles will erst noch erworben werden. Kosten über Kosten, die vielleicht die Freude kosten? A heavy load, indeed.

Wobei… – auf der anderen Seite bin ich älter. Entspannter. Ruhiger. Gelassener. Vielleicht ist das sogar ein ganz wesentlicher Schlüssel dafür, mit regelmäßigen Übungseinheiten und mehr Reflexion über das eigene Tun am Ende deutlich besser da zu stehen als damals?

Lange dachte ich ja, früher ich sei ich eigentlich ganz gut gewesen, und tätowierte diesen Gedanken in das persönliche Geschichtsbuch. Dann hörte ich mir vor kurzem alte Aufnahmen an, und mit all den Kenntnissen über Musik und Musikalität des Schlagwerks, die ich inzwischen gesammelt habe, musste ich feststellen, dass ich dynamisch wenig flexibel war und auch nicht sehr variantenreich spielte.

Zwar war mein Trommeln auch nicht durchweg schlecht, aber es war auch kein so großer Genuss, wie ich mir in der wonniglichen Erinnerung vorgegaukelt hatte. Mittelmäßige Massenware trifft es ganz gut, was dann mich traf; sei’s drum. Einsicht ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung.

Also: Als grauköpfiger Mitt-50-er habe ich die Chance, mit Muscle Memory und Brain Control an altes Niveau anzuknüpfen und – Disziplin und Durchhaltewillen vorausgesetzt – mein jüngeres Ich von damals heute sogar selber zu überholen.

Das wäre in der Endkonsequenz nicht so schlecht. Es reicht zwar nicht mehr für eine steile Musiker-Karriere, aber für mehr Freude mit der Musik und mehr Spaß mit Mitmusikern ist es auf alle Fälle gut.

Womit die Pflöcke eingeschlagen wäre:

  • Regelmäßig üben
  • gut auf die eigenen Hände und Füße achten
  • Fehler als freundliche Hinweise auf Optimierungspotenzial akzeptieren
  • geduldig mit mir und dem Fortschritt sein
  • mir Zeit lassen.

Das ist dann wohl die Perspektive, mit der sich die Vergangenheit überholen lässt.

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