My Favorite Things – Stöcke zum Üben auf der Matte

Als ich vor mehr als 30 Jahren das erste Mal Drumsticks in die Hände nahm, dauerte es nicht lange, bis mein erster Schlagzeuglehrer sogenannte „Stöcke zum Üben auf der Matte“ einforderte.

Dass er explizit „Stöcke zum Üben auf der Matte“ sagte und nicht Practice- oder Pad-Sticks, lag nicht an einer Schwäche im Englischen. Es lag vor allem daran, dass sich die schlagzeugende Branche noch des heimischen Idioms befleißigte und der Gebrauch von Anglizismen, um einfachste Dinge mit Bedeutung aufzublasen, noch weit weg war. Außerdem gab es noch gar keine dedizierten Practice-Sticks.

Was es statt dessen gab, waren dicke Sticks für Marching-Drums. Entsprechend war die Folge dann doch anglisiert: Vic Firth SD 1 General  hieß die Erfüllung der Aufforderung. Und fortan bewegten meine Handgelenke dicke, lange, schwere Ahorn-Stöcke mit Rundkopf aus den USA.

Heute ist alles anders. Spätestens seit Dom Famularo seine Pad Sticks entwickelt hat, sind Stöcke zum Üben unter einer englischen Bezeichnungen zusammengefasst, und viele tragen die Gattungs-Bezeichnung direkt als oder vor ihrem eigentlichen Namen. Das gilt selbst für solche von Rohema aus dem sächsischen Markneukirchen und die des Schweizer Anbieters Agner.

Die Frage, wie Pad Sticks auf Deutsch heißen sollten, vermag ich leider – Germanistik-Studium hin, Journalismus- und PR-Erfahrung her – nicht verbindlich zu beantworten. Trainings-Stöcke für die Gummimatte? Übe-Stöcker? Oder doch eher Über-Stöcker?

Egal. Die Werbung immerhin versichert, dass so ein Pad Stick gefühlt in der Nähe eines achten Weltwunder changiert, zumindest aber einen Schlüssel am Schlüsselbund zum Schlagzeuger-Himmel ist. Warum das so ist?

Einige der Stöcke, zumal solche mit einem kugelrunden Kopf, sollen einen sehr sauberen Rebound liefern, in Folge dessen schnell auffällt, wenn ein Schlag nicht sauber ausgeführt ist. Sie verdingen sich somit quasi als Fehler-Petzen. Das ist interessant, zumindest wenn das Ziel des Hölzle-Schwingens ein Zugewinn an Schwung-Vermögen ist.

Und dann sind da noch Maße und Gewicht: Dezidierte Practice-Sticks sind in der Regel lang, dick und schwer(er). Das unterstützt beim Muskel-Training und macht Rundköpfchen hierdurch auch Fitness-Trainer! Echtes Multi-Talente, diese Pad Sticks, so scheint es.

Ich glaube, das muss ich mir näher ansehen –  bei genauerem Hinsehen finden sich nämlich allerhand Practice-Stöcker, Übungs-Sticks, Trainings-Hanteln und Technik-Unterstützer in den Regalen. Und auch wenn meine alten SD1 ebenfalls lang, dick, schwer und gut sind – vielleicht geht es ja noch viel besser!

 

PS: My Favorite Things ist der Titel eines Albums des Saxophonisten John Coltrane aus dem Jahr 1961.



Abbildungen: Flamadiddle



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