Pork Pie Hat – Practice-Pads für jeden Zweck
Practice-Pads für jeden Zweck? Eigentlich dachte ich mir nach dem Test der Practice-Sticks und dem Gemecker über meinen Spontankauf, dass ich mir als Ersatz für das kleine Achteck ein anders Pad besorgen sollte. Und dann gab es auf die Frage: „Was soll ich nehmen?“ gleich mehrere Antworten. Sie waren alle richtig, aber nicht in der selben Weise. Weil?
Bei den Pads ist es wie bei den Sticks: Jedes ist fürs Üben geeignet, aber jedes hat auch seinen Charakter. Mit der Folge, dass jedes etwas kann, was die anderen nicht können (jedenfalls meistens). Und dass manches Practice Pad unter Umständen nur die halbe Antwort ist, wenn mehr als eine Sache geübt werden soll. Was ich damit meine, werde ich im Folgenden erläutern.
Mitspielen dürfen bei dieser Übersicht – die natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit stellt und auch nicht glauben machen will, hier gebe der ultimative Top-Trommel-Guru eine Audienz – vorerst die folgenden Practice Pads:
- Evans RF-12G Real Feel Practice Pad
- Prologix STORMPAD12 Red Storm Pad 12″
- RTOM WP7 Gel Workout Pad
- Vic Firth VFVXPPVF12 Practice Pad
Vorerst, weil ich eigentlich mehr Pads einbinden wollte. Aber es gab da so ein paar Hürden (die ich perspektivisch zu überwinden hoffe):
Was ich leider nicht bekommen habe, ist das Sabian-Pad. Das gute Stück misst 14“ und hat ein richtiges Fell, weshalb sich auf ihm mit Besen üben ließe. Und es hat einen Stimmreifen, der für Rim-Shots geeignet ist. Das bieten nicht viele Pads.
Was wegen der aktuelle Lieferschwierigkeiten noch nicht bei mir ist, sind diese zwei: Ein Ahead AHWCP Wicked Chops Practicepad, das mit 1,75 Zoll, also knapp 4,4 Zentimetern, ein prima Partner für Zielübungen ist. Und ein Zildjian Reflexx-Pad, weil die Container aus Übersee im wahrsten Sinne des Wortes einfach nicht an Land kommen.
Was ich leider aufschieben musste, sind das Anika Nilles Pad von Meinl, das Tonally Practice Pad und das Pad von Gretsch. Die Zeit, die Zeit…
Und was ich nicht bekommen wollte, ist der altbekannte Snare-Hut, das Billy Gladstone Vacuum Practice Pad (respektive eine heute erhältliche Kopie), das wie ein flacher Hut aussieht, so ein amerikanischer Pork-Pie Hat, und das fast jeder als Gummimatte kennt und schwarz und flach auf der eigenen Snare hat liegen sehen. Dieses Pad ist so verbreitet, dazu muss ich kein Wort verlieren, denke ich.
Und was ich außerdem von Musik Wein für den Test gestellt bekam, ist ein Ahead APPS Practice Pad Stand, also ein Ständer eigens für Practice Pads. Mit ihm fange ich gleich mal an:
Ahead APPS Practice Pad Ständer
Braucht der Trommler einen Ahead APPS Practice Pad Ständer? „Nö“, werden die meisten denken, denn: „Ich hab‘ noch ‘n ollen Beckenständer über.“ Das ist theoretisch eine Idee, aber praktisch nur dann, wenn man den Ständer frisiert. Und dann ist es trotzdem noch immer ein meist schwerer und eher sperriger Beckenständer, der sich nur in Rastungen neigen lässt. Der Ständer von Ahead ist da gänzlich anders:
Ahead hat seinen APPS einstrebig und filigran fertigen lassen. Mit 1,7 Kilogramm ist er trotzdem kein Fliegengewicht, was Wanderungen während des Übens unterbindet. Zugleich ist er aber auch kein Klotz am Bein, wenn es auf Reisen gehen soll. Und ich weiß, was ich da schreibe, denn ich habe ihn zum Test mit mir herumgetragen.
Die minimale Spielhöhe des Ahead-Ständers liegt ohne Pad bei 58 Zentimetern, ausziehen lässt er sich auf maximal 122 Zentimeter, bevor es bedenklich zu wackeln beginnt. Mit Pad werden sind das dann übrigens um die 125 Zentimeter Maximalausdehnung, und um die entspannt bespielen zu können, ist erheblicher Längenwuchs oder ein mittelhoher Fußschemel Voraussetzung.
Was den Ahead APPS zum Practice Pad Ständer macht, sind aber nicht Gewicht und Höhe, sondern seine Aufnahmeplatte. Die misst 5,7 Zentimeter in der Länge und 4,4 Zentimeter in der Breite, lässt sich in vor und zurück um jeweils 45 Grad kippen, womit auch ungewöhnliche Set-ups möglich werden, und hat in ihrer Mitte ein M8-Gewinde. Auf dieses wird das Pad geschraubt, das durch die flächige Auflage besseren Halt bekommt und bei Schlägen die Impulse in die Platte verteilt, statt sie (ich habe einen Beckenständer, Sie erinnern sich?) zentral im Gewinde zu bündeln und nach einer Weile (schöne Grüße von den Hebelkräften) eben dieses Gewinde aus dem Pad zu reißen. Uppsala…
Solche blöden Schäden zu verhindern, das ist die Aufgabe der Platte, und sie erledigt das gut. Da sie sich leicht winkeln lässt und das Ständer einen weiten Stellbereich hat, lassen sich mit ihm praktisch alle Übungssituationen abbilden: Junioren im Sitzen finden ebenso eine passende Einstellung wie Stehriesen in durchgestrecktem Stand. Ich jedenfalls kann mit dem Ständer ganz prima im Stehen üben, und das mache ich häufig und gern.
In Summe scheint es also eine gute Idee, ihn sich zu gönnen, wenn das Practice- Pad ein Gewinde hat und/oder unterwegs in Hotels oder sonstwo geübt werden soll oder muss.
Evans RF-12G Real Feel Practice Pad
Das Evans RF-12G Real Feel Practice Pad ist dem geneigten Leser dieser Seiten schon hier und da unter gekommen, insbesondere bei den Übersichten zu Practice Sticks, den Stahl-Sticks und den Practice Stick Alternativen. Es ist also schon seit einer ganzen Weile hier und ich übe darauf beinahe täglich. Damit ist es so eine Art Benchmark, an dem sich die übrigen Pads zwar nicht messen, aber doch vergleichen lassen müssen.
Evans hat sein RF-12G Pad als klassisches Octagon designt, also als Achteck. Die Kantenlängen betragen 12,5 Zentimeter, der Durchmesser ist mit 33 Zentimetern angegeben. Insgesamt ist es 3 Zentimeter hoch, von denen 6 Millimeter auf die Schlagfläche aus grauem Gummi entfallen.
Das Octagon ist aus sehr feinem Pressspan (MDF) gefräst und hat unterwärts einen weichen leicht gummierten Ring angeklebt bekommen, damit es auf Oberflächen gelegt werden kann, ohne diese zu verkratzen oder auf ihnen herumzurutschen. Ein Gewinde hat Evans nicht in seinem Pad verbaut – eingedenk des Materials seiner Trägerplatte eine gute Entscheidung, denn in dem leimträchtigen Krümelholz würden impulsgesättigte Schlagübungen nicht lange gut gehen.
Wer das Evans-Pad spielen möchte, muss es also auf eine beliebige Oberfläche legen, seiner Snare anvertrauen oder direkt in einem Snare-Ständer verklemmen.
Das Evans-Pad habe ich schone ganze Weile. Das Marketing von Marken-Mutter D‘Addario hatte es mir zusammen mit den ProMark Scott Johnson TXXB3 ScoJo Practice Sticks geschickt und auf ihm habe ich nicht nur den Practice Stick-Test durchgeführt, sondern auch meine täglichen Übungseinheiten. Damit kenne ich es recht gut – was ein Vor- und ein Nachteil sein kann.
Um es kurz zu machen: Das Evans RF-12G Real Feel Practice Pad ist ein sehr verlässliches Pad. Sein Rebound ist mäßig spritzig und bietet eine gute Balance zwischen Hilfe und Anforderung, so dass sich Handgelenks- und Fingermuskulatur ebenso trainieren lässt wie schnelle gepresste Wirbel (so das jemand möchte).
Gut ist auch, dass das Gummi sehr sorgfältig auf der Trägerplatte verklebt ist und identische Töne liefert, wenn es rechts und links an identischen Punkten angespielt wird. So ist immer gewiss, dass ein Missklang nicht dem Übe-Brettchen anzulasten ist.
Was nach einem halben Jahr spielen – im Schnitt 30 Minuten täglich – spürbar wird, ist eine leichte Kuhle in der Mitte des Gummis, mutmaßlich ein feiner Abtrag durch die Köpfe der Sticks, insbesondere die Kunststoffköpfe der Ahead M1CX, die öfter mal zur Tat schlagen dürfen. Ein leicht grauer Schatten im Zentrum ist dagegen den S-Drum Ironsticks zu verdanken, die zum Schutz leicht geölt in den ersten Tagen ihres Wirkens einige Spuren hinterlassen haben.
Für die Ohren ist das Evans-Pad eine gute Wahl, denn bei durchschnittlichen Schlägen pendelt sich die Lärmmessung bei 69 dB ein, bei Akzenten schafft das Pad auch 76 dB. Das ist zivil. Mit einem mäßig hohen Ton setzt es sich damit aber dennoch durch und kommuniziert seht deutlich, wie es um die aktuelle Performance steht.
In Summe ist das Evans RF-12G Real Feel Practice Pad in jedem Fall eine gute Wahl für die Wechselfälle des täglichen Übens. Es hat einen klaren, hellen Ton, einen fairen Rebound, ist solide, haltbar und ordentlich verarbeitet. Ein exzellentes Pad.
Prologix STORMPAD12 Red Storm Pad 12″
Auf der Oberfläche des Prologix Stormpad12 Red Storm Pad 12″ hat der Hersteller neben seinem Firmennamen noch zwei weitere Infos platziert: „american made“ heißt es da und „red storm“. Was genau da nun stürmisch ist, erschließt sich rein optisch zwar nicht, aber dass das Pad Rot ist, kann niemand übersehen. Und um ehrlich zu sein – ich finde das cool :-).
Cool finde ich auch noch einiges anderes an dem Pad aus den Staaten. Dazu gehört
- dass seine Basis eine wunderbar sauber und rund gefräste Platte aus elfschichtigem baltischem Birkensperrholz ist.
- dass die Schlagfläche etwas schmaler als die Bodenplatte ist, so dass diese noch etwas zu sehen ist.
- dass die Schlagfläche von einem so genannten Polytech-Rim umschlossen ist, der etwas übersteht und es ermöglichen soll, Rim-Shots zu üben.
Nicht ganz so klasse finde ich, dass die Unterseite fast vollflächig mit einem robusten Recycling-Gummi beklebt ist, das als Quasi-Fuß für rutschfesten Halt sorgt und die Impulsweitergabe ein bisschen unterbindet. Allerdings – und hier ist das große ABER – ist das Material auch relativ hart und ich könnte mir vorstellen, dass es nicht jede lackierten Oberfläche gut täte, wenn das Pad auf ihr gespielt würde.
Prologix gibt an, dass die Unterseite auch als zweite Übungsfläche genutzt werden kann – also umdrehen und ins Schwarze klopfen. Dann liegt das Pad allerdings auf seinem rim auf (semi-clever), wenn es nicht in einem Ständer verspannt wird. Aber hum wie num – diese Gummifläche ist als Practice-Pad nicht wirklich der Burner und die Anregung mutmaßlich weniger erfahrungs- als marketing-getrieben.
Das Prologix-Pad ist insgesamt 3,5 Zentimeter hoch, die Schlagfläche misst 1 Zentimeter in der Höhe und der Polytech-Rim reckt sich 1,2 Zentimeter in die Vertikale. Die reine rote Schlagfläche hat einen Durchmesser von 30,5 Zentimeter, mit Rim werden es 31,2. Die Trägerplatte bringt es auf 35,2 Zentimeter.
Das rote Pad möchte gerne auf einem Snare-Ständer verklemmt werden – oder direkt auf einer Snare Platz nehmen. Alternativ geht natürlich auch jede andere Trommel, die mindestens 14 Zoll an Platz zu bieten hat. Ein Gewinde für einen Practice-Pad Ständer hat Prologix seinem Rim-Shot Pad nämlich nicht spendiert. Das ist allerdings kein Verlust, da die 14 Zoll schon einen soliden Hebel darstellen, wenn am Rand gespielt wird, und bei Rim-Shots kommt noch eine Menge Extra-Energie hinzu. Da wäre dem Gewinde (respektive seinem Halt in der Bodenplatte) fix der Garaus gemacht.
Das Klang des Pads ist leicht gedämpft und eher im mittleren Frequenzspektrum angesiedelt. Es pocht mehr als das es pickt. (Ich fürchte, da muss ein Hörbeispiel her…). Sein Rebound ist mittel-stark und dürfte bei einem mäßig hart gespannten Snare-Fell entsprechen. Das ist ausreichend, um mit Freude auch ausdauernder üben zu können und zugleich noch etwas Arbeit für die Handmuskulatur übrig zu behalten. Wenn das Spiel härter wird (und die Sticks schwer genug sind), lässt sich das Gummi bis auf die Trägerplatte durchklopfen und der Klang wird knackiger. Ob das Gummi diese Behandlung langfristig goutiert, wage ich zu bezweifeln
Sollen Rim-Shots das Ziel der Übungseinheit sind, müssen die Hände sehr flach gespielt werden – fast so, als hätte die Trommel S-Hubs. Der Gummiring ist nämlich nur vier Millimeter höher als die Pad-Fläche. Der Klang indes ist eindeutig: Es knallt, und zwar üppig. Und auch nur dann üppig, wenn tatsächlich Polytech-Rim und Gummi-Fell zugleich vom Stock erwischt werden.
Die Lautstärke bei entspanntem Spiel liegt mit den jeweils 88 Gramm schweren Ahead M1CX bei rund 72 dB, bei Akzenten klettert die Anzeige auf 78 dB. Rim-Shots streifen auch mal die 80 dB-Marke. Da das Pad aber, wie schon gesagt, das mittlere Frequenzspektrum präferiert, ist der Nervfaktor erfreulich gering.
Was nicht ganz so brillant ist: Das Pad klingt nicht überall gleich. Selbst bei identischem Abstand vom Mittelpunkt und mit dem selben Stock in der gleichen Hand gespielt, unterscheiden sich die Töne der Schläge. Auch wenn die tonalen Differenzen nicht übermäßig sind, ist das manchmal schon etwas irritierend, zumal wenn Synchronität auch im Klang geübt werden soll.
Trotzdem macht das rote Prologix Stormpad viel Spaß. Der warme Ton, das charmante Design und die feurige Farbe des roten Gummis bringen etwas Sonne in den tristen Trommelalltag, zumal bei so miesem Wetter wie derzeit. Und die Möglichkeit, Rim-Shots zu üben, ist durchaus hilfreich. Fein, fein.
RTOM WP7 Gel Workout Pad
Schon als ich vor 25 Jahren noch trommelte hatte ich mir ein gerade frisch auf dem Markt erschienenes RTOM Moongel Practice Pad gekauft. Es war – wie heute – klein und – wie heute – blau und – wie heute – weich und wabbelig. Damals übte ich ein bisschen darauf und dann hörte ich auf. Wenig Rebound und außerdem schnell Risse im Zentrum des Gels ließen mich eher skeptisch zurück.
Und heute? Heute heißt das Moongel Pad RTOM WP7 Gel Workout Pad, es ist noch immer nicht ganz billig, aber dafür ist es ganz anders. Die Ausgabe 2021 unterscheidet sich in vielfacher Weise vom ersten Wurf. Und da zähle ich noch nicht mit, dass es in einem Karton mit einem 3 Zentimeter langen Gewinde-Element geliefert wird, das mutmaßlich dazu gedacht ist, es in einer Multiclamp fixieren zu können. Interessanter ist, dass es nicht mehr kompakt verklebt ist: Das Gel Workout Pad ist dreiteilig und kann zerlegt werden, und zwar in:
- das folienumschlossene Gelkissen
- die Trägerplatte aus Kunststoff, in die auch das Gewinde integriert ist
- den Gummirahmen, in den erst die Platte und dann das Gelkissen eingelegt werden und dessen Gummirand das Ensemble zusammen hält.
Das Gelkissen ist übrigens blau wie damals, aber mit 1,5 Zentimetern Höhe deutlich dicker. Und: Es kann gedreht werden – für längere Haltbarkeit, wie die Verpackung verspricht.
Das 2021-er RTOM WP7 Gel Workout Pad misst wie sein Urahn 18 Zentimeter im Durchmesser und ist 2,5 Zentimeter hoch. Sein Verhalten ist altvertraut verhalten: Hau drauf und staune. Denn nach wie vor ist Rebound klare Mangelware, und genau das ist der Zweck der Operation: Das Gel-Pad fordert und fördert.
- Um über längere Zeit sauber zu spielen, fordert es viele selbst gemachte Bewegungen, was die Muskulatur der Handgelenke vor eine ungewohnte Aufgabe stellt. Und noch weit mehr die der Finger, die hier wirklich hart zu arbeiten haben, um den Stock in Bewegung zu halten.
- Und es fördert, weil es die Aktion verlangsamt – die nächste Lern-Bremse. Wieder so ein Werkzeug, das den Bewegungsablauf durch Entschleunigung deutlicher wahrzunehmen hilft. Zumindest, wenn das gewünscht ist und die Bereitschaft besteht, auf solche Dinge zu achten.
Toll ist, dass das WP7-Pad nach wie vor leise ist, ohne dass es an definiertem Ton fehlen würde. Damit lässt sich gut hören, ob die Sticks in der selben Zielgegend niedergehen, und zugleich ist das Gehör geschont – auch das von Nachbarn oder Familienmitglieder, Haustiere eingeschlossen.
Mit großkugelköpfigen Practice Sticks gibt es ein charmant patschiges Geräusch statt des üblichen Tick, Tock oder Pock. Die Sticks kommen verhalten zurück, so als wollte das Pad vermitteln, dass sein Job für diesen Niedergang erledigt sei und nun die Hände für den nächsten Patsch zum Zuge kommen. Und auch die Vibrationen in den Boden scheinen nicht ganz so heftig auszufallen wie bei klassischen harten Pads.
Für mich ist das RTOM WP7 Gel Workout Pad ein echter Gewinn. Ich mag das Spielgefühl, die Anforderung und die geringe Lautstärke. Die übrigens – auch das zeigte der Test – ist für Reisen gleichfalls eine gute Sache. Jedenfalls hat im Hotel keiner gegen die Wand gewummert oder die Tür geklopft, als ich das Pad für 20 Minuten Stick Control forderte (und es mich…). Die Lärmmessung attestiert dem Wabbel-Captain zwischen 54 und 68 dB – bei sehr harten Akzenten selten auch mal 75 als Spitzenwert. Aber für den muss man(n) sich schon kräftig mühen. Sehr kräftig.
Vic Firth VFVXPPVF12 Practice Pad
Für sein Practice-Pad VFVXPPVF12 hat Hersteller Vic Firth nicht mit Buchstaben gespart. Und auch nicht mit Rebound. Das schwarze Spaßteil ist quasi der Flummi unter den probierten Pads, denn es spielt den Stick zurück wie ein knackig gespanntes Snarefell. Aber der Reihe nach.
Auch Vic Firth verpackt sein VFVXPPVF12 Practice Pad in einen Karton, und in diesem in ein Tütchen aus Blasenfolie. Der Folie entnommen, präsentiert es sich als 12-Eck in Mattem Schwarz. Seine Kanten messen 8,7 Zentimeter, im Durchmesser hat es 33,5 Zentimeter. Unterwärts ziert es ein 7,5 Zentimeter breiter Ring aus weichem Kunststoff-Stoff, der mögliche Unterlagen schützen soll und das, so zeigen Versuche, auch tut. Ein Gewinde hat das Vic Firth VFVXPPVF12 nicht, eine gute Entscheidung, da auch seine Basis aus Spanplatte gefräst ist.
Die Spielfläche des VFVXPPVF12 ist wie die Basis matt schwarz, großflächig verziert mit dem VF Logo des Herstellers. Es ist überwiegend weiß, abgesehen von einem roten Dreieck, das den rechten Teil des V bildet, und dem Firmennamen im Bein des F‘s.
Die Grafik macht den Eindruck, als sei sie mit dünner Folie auf die Spielfläche gebacken und zeigt nach einer Weile Üben mit Akzenten leichte Dellen, die in den schwarzen Bereichen des Pads nicht auszumachen sind. Mutmaßlich wird längeres Üben auf dem Pad diese Deko irgendwann abrasieren. Das ist schade, aber bis es so weit sein könnte, ist es allemal chic anzusehen. Und astrein zu spielen sein wird es auch ohne weiße Werbung..
Das Vic Firth VFVXPPVF12 Practice Pad ist 3 Zentimeter hoch, von denen 6 Millimeter auf das Spiel-Silikon entfallen. Ja, richtig gelesen: Kein Gummi, sondern Silikon. In der Materialwahl mag auch der Charme des Pads liegen: Es hat einen super Rebound!
Nun fühlt sich ein solcher Monster-Rückprall prima an, aber ob er immer die beste Idee ist, könnte zu nachhaltigen Diskussionen führen. Ich denke, auch hier gilt die alte Weisheit: Es kommt drauf an.
Mit Sicherheit ist das VFVXPPVF12 als Faulpelz-Pad erste Wahl, also für all jene, die lieber den Stock die Arbeit machen lassen und mit etwas Fingerbremse die Wirbel anzutreiben gedenken. Wofür es in meinen Augen aber noch viel besser geeignet ist, sind zwei Szenarien:
- Zum einen für sehr lange Pad-Sessions, bei denen es zum einen um Ausdauer, zum anderen um konzentriertes Üben bestimmter Rudiments oder Schlagkombinationen geht – wo also die freundliche Unterstützung des Übe-Brettchens willkommen ist.
- Als zweite Variante ist es toll, um zu üben, wie sich ein harter Rückprall bändigen lässt, damit einem nicht am Set die Stöcke um die Ohren fliegen, wenn es mit Schmackes auf die knallharte 12“ Snare geht.
Das Vic Firth VFVXPPVF12 Practice Pad hat einen relativ hohen Ton. Damit ist es in jeder Lebenslage gut zu vernehmen und wirkt tatsächlich lauter, als es tatsächlich ist. Im Schnitt kommt es bei lockerem Spiel gerade mal auf 70 dB, bei Akzenten auf 76 dB. Das ist tatsächlich ein kleines bisschen leiser als das Prologix, das aber weniger Diskant-Anteile im Gesamtklang hat. So leicht lässt sich das Ohr verladen…
In Summe ist das Vic Firth VFVXPPVF12 Pad ein guter Alltagsbegleiter, durch seinen willigen Rebound aber auch ein Stück weit Spezialist für Situationen, wo ein harter Rückprall zu bändigen ist oder wo etwas mehr Unterstützung wegen langer Übezeiten willkommen ist.
Fazit
Wie schon beim Test der Practice-Sticks bestätigt sich auch bei den Practice Pads: Es gibt nicht DAS Practice Pad. Jede der probierten Übungshilfen hat ihre Berechtigung, und manche scheinen sogar gezielt mit einen bestimmten Zweck gestaltet.
Klang
Der Klang eines Pads ist wichtig, um zu wissen, was passiert. Und in welcher Güte es das tut. Das RTOM ist sehr leise und sehr gleichmäßig im Ton – eine angenehme Mischung. Das Prologix ist lauter, aber mit seiner eher mittig abgestimmten Klangcharakteristik ein Ohrschoner, solange keine Rim-Shots auf dem Programm stehen. Evans und Vic Firth sind beide eher hoch im Pitch und erleichtern Identifikation und Vergleich der Stocktons. Dazu klingen beide sehr gleichmäßig, auch wenn es in die Außenbereiche geht, also: gleicher Abstand zur Mitte, identischer Ton.
Tempo/Rebound
Wer Wert auf Tempo und Rebound legt, ist definitiv Kunde von Vic Firth. Deren VFVXPPVF12 zeigt äußerst willig, den Stock mit Schmackes zurück zu werfen. Auch das Evans RF-12G Real Feel ist hier eine Erwähnung Wert, denn auch wenn es nicht ganz so beherzt zu Werke geht ist sein Rückprall schon ambitioniert.
Kontrolle
Wenn es um Kontrolle geht, ist auf jeden Fall das RTOM WP7 ein Tipp, denn es verlangsamt die Bewegungen – und das macht die Kontrolle leichter. Auch das Vic Fith ist ein Tipp, aber nur dann, wenn geübt werden soll, den schnellen Rebound zu bändigen.
Muskeltraining
Um die Muskeln zu trainieren, ist jedes Pad gut 🙂 Aber wer besonders viel Arbeiten möchte, wird vermutlich ein RTOM-Kunde, denn sein weiches Gel beschenkt mit besonders viel Arbeit – nicht nur der Handgeleks-, sondern gerade auch der Finger-Muskulatur.
Rim-Shots
Wer Rim-Shots üben möchte, ohne dem Snare-Knall zum Opfer zu fallen, findet im Prologix REDSOTRM Practice-Pad eine mögliche Lösung – und die einzige hier im Testfeld. Sein zusätzlicher Polytech-Rim ermöglicht es nämlich, die gewünschten Rim-Shots zu proben. (Wobei, das ist zuzugeben, die Schläge ziemlich flach ausfallen. Aber sei’s drum. Die Möglichkeit allein ist durchaus eine Erwähnung wert.)
Reisen
Der beste Reisebegleiter ist mir Sicherheit das RTOM WP7 Gel Workout Pad. Es ist nämlich sehr sehr leise und seine Impulse werden durch das Gel wirkungsvoll gedämpft, gerade bei größeren Trommelstock-Köpfen, die mit mehr Fläche auf die Pad-Oberfläche treffen.
Übersicht – auch zum Download
Für alle, die noch etwas mehr Übersicht haben möchten, gibt es einige Daten zu den Practice Pads in einer Tabelle zum Download. Sie umfasst
- Hersteller
- Name des Pads
- Durchmesser
- Gewicht
- Material
- Rebound
- Geräuschentwicklung
- das mir vermittelte Spielgefühl
- wofür es i.m.h.o. geeignet sein könnte
- der empfohlene Verkaufspreis
Noch ein Wort zu den empfohlenen Verkaufs-Preisen (EVP): Die Straßenpreise sind – wie bei den Sticks – meist günstiger als die hier angegebenen Euro-Zahlen.
Hersteller | Modell | Größe | Material Träger | Material Pad | Durchmesser in cm | Höhe in cm | Gewicht in kg | Geräusch ø / max | Spielgefühl | Für... | EVP |
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Evans | RF-12G Real Feel Practice Pad | 12" | MDF | Gummi | 33 | 3 | 1,48 | 69 / 76 | guter Rebound, klarer Ton | super Allrounder für tägliches Üben | 39,00 |
Prologix | STORMPAD 12 Red Storm Pad | 12" | Sperrholz | Gummi / Polytech-Rim | 35,2 | 3,5 | 1,83 | 72 / 78 Rimshots 82 | weicher Rebound, warmer Ton, Rim eher flach | tägliches Üben, Rim-Shots, sanfter Anschlag-Ton | 69,00 |
RTOM | WP7 Gel Workout Pad | 7" | Kunststoff | Gel | 18 | 2,5 | 0,56 | 54 / 68 | kaum Rebound, leise | leises Üben, Muskel- und Fingertraining, kontrollierte Bewegung | 52,00 |
Vic Firth | VFVXPPVF12 Practice Pad | 12" | MDF | Silikon | 33,5 | 3 | 1,52 | 70 / 76 | starker Rebound, klarer Ton | Tempo, Rebound bändigen, lange Übe-Sessions | 49,00 |
Wer lieber Dokumente in den Händen hält, für den gibt es hier noch einen Download der Practice-Pad-Übersicht als PDF.
Viel Erfolg beim erfolgreichen Üben!
PS: Sweet, Soft ‚N Lazy ist der Titel eines Songs und zugleich eines Best of-Albums der französisch-belgischen Sängerin Viktor Lazlo.
Abbildungen: Flamadiddle