Roll The Dice – Rohema Groove Cubes

Wer zum gefühlt 182-sten Mal „Bass-Snare-Bass-Snare“ spielt und sich schon von der Muse der Inspiration vergessen fühlt, kann die Dame jetzt auf ein Glückspiel einladen. Stock-Hersteller Rohema hat gemeinsam mit Philipp „Bo“ Borgmann, im Hauptberuf Dozent an der Hochschule Osnabrück mit Hauptfach Schlagzeug/Pop, die Groove Cubes entwickelt. Ihre sechs Seiten sind mit verschiedenen rhythmischen Pattern bedruckt, die zusammengewürfelt einen Beat ergeben – mit Hi-Hat, Snare, Kick und Fills. Gute Idee? Mal ausprobieren.

Die Groove Cubes kommen in einer Box mit den Maßen 10,5 x 10,5 x 3,5 cm. Darin verpackt sind neun Würfel aus Buchenholz mit je 3 cm Kantenlänge. Das ist ungefähr doppelt so viel wie ein Würfel für’s Mensch ärgere dich nicht hat. Außerdem dabei ist ein kleines Booklet, das die Gebrauchsanweisung auf Deutsch und Englisch enthält. Die neun Würfel sind in vier Gruppen geteilt:

  • 2 Würfel für Hi-Hat Figuren
  • 2 Würfel für Bassdrum/Snare Kombinationen
  • 4 Würfel für Fills
  • 1 Würfel für Tempo

Wer nun erwartet, die Würfel seien durchweg mit unterschiedlichen Notationen bedruckt, wird überrascht sein:

Die beiden Würfel für Bassdrum und Snare bieten sechs identische Basis-Grooves, macht bei zwei Würfeln 36 Variationen.

Auch die vier Würfel für die Fills sind auf ihren Seiten mit denselben sechs Kombinationen bedruckt, was allerdings 64 Kombinations-Möglichkeiten ergibt – also 1294 Varianten, einen Fill zu spielen.

Die beiden Hi-Hat-Würfel unterscheiden sich dagegen. Sie liefern einen Würfel mit drei und einen mit sechs Variationen, womit die Becken der vermeintlich ruhende Pol werden könnten. Ist das so, wenn man(n) loswürfelt?

Wer einfach alle Neune auf den Teppich schmeißt, schafft vor allem erst einmal viel Wirrwar auf dem Woll-Flor – es entsteht das wilde Chaos, jedenfalls auf den ersten Blick. Auf den zweiten lassen sich die Würfel entwirren, ordnen und so Groove nebst Fill und Tempo bestimmen.

 

 

Es gibt auch noch einen anderen Weg zum Glück, und der führt über die YouTube-Anleitung zum Zugucken. Sie verrät, wie es sich Bo Borgmann gedacht hat mit seinen Groove Cubes:

Als Erstes werden die beiden Würfeln für die Trommeln geworfen. Das ergibt einen schönen Basis-Rhythmus, in unserem Fall:

 

 

Als Zweites folgt der Wurf mit den Hi-Hat-Würfeln. Sie ergänzen die anstehende Beckenarbeit:

 

 

Zu beachten ist allerdings, dass jeder der Trommelwürfel den Wert von zwei Viertel-Noten abdeckt, während jeder Hi-Hat Würfel nur den Gegenwert einer Viertel-Note liefert – ihre Schlagfolge ist also zu verdoppeln, um die beiden Trommel-Würfel adäquat mit Blechklängen zu flankieren.

Mit dem jetzt erwürfelten Rhythmus ist eigentlich schon ausreichend zu tun. Wem das nicht genügt, der kann als Drittes die Fill-Würfel in Aktion setzen. Auch sie zeigen jeweils Noten im Gesamtwert von einer Viertel-Note und füllen als Quartett einen 4/4-Takt. Beim ersten Test sah das so aus:

 

 

Die Frage ist – wie bei den übrigen Würfen eigentlich auch – in welcher Reihenfolge sie eigentlich sortiert werden sollen/müssen/können? Die Antwort lautet gemäß Shakespeare: As You Like It.

Der Haken ist allerdings, dass die Sortierung nach eigenem Gusto bekanntlich dazu neigt, sich in vertrauten Mustern zu bewegen. Daher kann, wer ganz sicher gehen möchte, dass die Würfel  ein rhythmisches Überraschungs-Ei liefern, auch gezielt erst einen Würfel für Teil 1, den anderen Würfel für Teil 2 und die weiteren Würfel entsprechend werfen, um eine wirklich andere Trommel-, Hi-Hat- und Fill-Figur zu bekommen.

Ist der Groove fest-gelegt, lässt er sich wahlweise auf Papier fixieren oder einfach als kleiner Würfel-Wurm auf dem Notenständer ablegen:

 

 

Wer ein E-Drum spielt, kann mit Glück auch dessen Steuergerät einen Hauch des Natürlichen angedeihen lassen – so bekommt die Plastik-Gurke auch mal etwas echtes:

 

 

Und dann geht es los, das Würfel-Überraschungs-Üben. Und das folgt dem altvertrauten Muster:

  1. Erst genau angucken
  2. Dann die Trommel-Figur durchzählen
  3. Dann die Hi-Hat Figur durchzählen
  4. Dann die Trommelfigur langsam spielen
  5. Dann die Hi-Hat Figur ergänzen
  6. Und wenn der Groove sitzt, das Tempo steigern.

Womit wir bei dem Würfel wären, zu dem noch gar nichts gesagt wurde – dem roten unter den Spaß-Quadern. Er ist der Tempo-Macher und lässt den Spieler mit seinem Wurf einen Wert zwischen 60 und 110 bpm bestimmen, mit denen das Metronom gefüttert wird. Die erwürfelten Schläge pro Minute können direkt für die Ausführung genutzt werden oder – wenn das zu fix ist – als Zieltempo.

 

 

Anzumerken ist noch, dass die sechs Würfel-Seiten die bpm-Werte in glatten Zehner-Schritten hoch zählen – 60, 70, 80 bis 110. Falls jemand 120 haben möchte, lässt sich das natürlich auch bewerkstelligen – einfach zwei mal 60 würfeln. Und 93? Die fehlenden 3 dürfen eigenständig ergänzt werden, wenn der Wurf eine 90 anzeigt. Denn die Groove Cubes sind letztlich als Inspiratoren gedacht, nicht als Diktatoren.

Und gibt’s auch was zu meckern?

Wenn man wollte, könnte man. Zum Beispiel ließe sich monieren, dass sich die Trommel-Würfel auf Viertel- und Achtel-Noten beschränken. Oder dass kein Würfel Triolen, Quintolen oder Septolen zeigt. Oder dass die 16-tel-Wirbel auf keinen der Würfel mal einen Schlag auslassen. Oder dass keine Würfel mit Akzenten dabei sind. Aber wenn ich ehrlich sein soll – schlimm ist das nicht wirklich.

Denn zum einen darf der geneigte Glücksspieler auch mal selber denken. Und dann lassen diese Lücken Raum für ein Ergänzungsset. Einfordern würde ich so ein Ergänzungsset aber nicht, denn wie gesagt, denken ist erlaubt. So könnte ein einzelner Trommel-Würfel auch drei Mal geworfen werden, um einen 3/4-Takt abzubilden. Oder fünf Mal für einen 5/4-Takt. Oder für kurze Fills werden nur zwei Würfel geworfen. Oder… – sicher ahnen Sie schon:

Ein Werkzeug kann, nutzt und zaubert immer genau so viel, wie derjenige, der es einsetzt.

Mit Offenheit und etwas Phantasie können Rohemas Groove Cubes daher eine clevere Inspiration sein. Und Spaß machen sie obendrein, was sie übrigens auch für Schlagzeug-Lehrer und -Schüler interessant machen dürfte:

Wenn sich die Lernenden ihre Rhythmus-Übung für die nächste Stunde selbst zusammen würfeln, die Noten von den Würfeln auf Papier übertragen und mit ihrem Lehrer besprechen, wie sie das am cleversten spielen, verbessert und schärft das zugleich ihre Fähigkeiten im Notenlesen, in Stickings und in Orchestrierung.

Spätestens dann wird aus einem scheinbaren Spiel eine wirklich prima Idee!

 

Rohma Groove Cubes

8 Rhythmus- und 1 Tempo-Würfel
je 30x30x30 mm
Buchenholz
19,90 Euro
zu finden direkt bei Rohmea

 

 

PS: Roll The Dice feat. Stamina MC & Lily Allen ist ein Titel vom Album Raggamuffin SoundTape von Shy FX

 

Abbildungen: Flamadiddle



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